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Mitte Juli 2018 stellte mir die Firma Astroshop.de die neuen Omegon Weitwinkelokulare "Panorama 2" mit den Brennweiten 15 und 10 Millimeter mit je 100 Grad Eigengesichtsfeld für einen Test zur Verfügung. Dieses Eigengesichtsfeld gepaart mit angenehmen 19,7- bzw. 20 Grad Augenabstand (5 Millimeter-Version: 13 Millimeter) verspricht entspannte und eindrucksvolle Beobachtungen.
Die beiden getesteten Okulare im Größenvergleich mit einem 25 Millimeter Super-Okular, wie es vielen Skywatcher-Teleskopen in der Grundausstattung beiliegt. Es ist von der Größe her mit den weit verbreiteten Plössls vergleichbar.
Die Okulare haben ein schönes Finish und liegen sehr gut in der Hand: Außen sind sie komplett schwarz glänzend aus Metall und großzügig mit gummierten Griffflächen ausgestattet.
Die Beschriftung ist weiß und hebt sich kontrastreich vom schwarzen Hintergrund ab. Auch mit wenig Licht kann man sie gut lesen. Die Schriften sind in den Metallkörper eingraviert. Mit einer stark vergrößernden Lupe erkennt man ansatzweise eine feine Körnigkeit der weißen Farbe. Zur Resistenz gegen Abrieb kann ich keine Aussage machen: Da die Okulare nach Abschluss des Tests an Astroshop zurückgeschickt werden, möchte ich nicht unnötig an den Schriften herumkratzen.
Die Gummi-Augenmuscheln sind beim hochklappen aus der Grundstellung mit Staubdeckeln etwas fummelig, aber nicht zu fest und nicht zu weich konzipiert. Beim 10er Okular ist sie sehr effektiv und schmiegt sich angenehm an mein Brillenglas an. Beim 15er Okular ist die Augenmuschel gleich lang und damit leider im Prinzip nutzlos: Da das Okular oben wesentlich breiter als das 10er ist, stoße ich mit meinem Brillenglas bereits an die Metalloberfläche des Okulars, noch bevor das es die Gummiaugenmuschel berührt. Möglicherweise liegt das aber auch an meiner individuellen Brillen-Anpassung, da ich dieses Detail in der Form noch nie von anderen Beobachtern hörte. Daher lasse ich es nicht in die Gesamtbewertung einfließen.
Die Vergütung der Linsen ist offensichtlich sehr gewissenhaft ausgeführt: Beim Blick durch die Augen- und Feldlinse erkennt man in mehreren Ebenen (Linsenoberflächen) grüne Reflexionen sowie eine orangefarbene Reflexion.
Die Innenschwärzung ist nicht optimal: Durch die Feldlinse sieht man beim 10er einen metallisch reflektierenden Ring und beim 15er eine eindeutig messingfarbene Reflexion (siehe Bild unten). Falls es sich wirklich um Messing handelt, spricht diese Beobachtung jedoch andererseits für die Verwendung hochwertiger Materialien. Direkt zwischen der Feldlinse und der Steckhülse zeigen sich bei beiden Okularen metallische Reflexionen, die durch die Vergütungen orange erscheinen und mit meinen Mitteln fotografisch nicht erfasst werden konnten.
Je nach Lichteinfall durch die Augenlinse zeigen sich weitere Reflexionen an den Innenwänden der beiden Okulare (Bild unten). Offensichtlich liegen die glänzenden Bereiche jedoch außerhalb des Strahlengangs: Wie wir später sehen, wirken sie sich nicht auf die praktische Beobachtung aus.
Reflexionen innerhalb der Okulare, die Folge unzureichender Innenschwärzung.
Alle Okulare haben ein Filtergewinde und eine Sicherungsnut an der Steckhülse.
Zwischenfazit: Vom ersten, äußeren Eindruck her sind es sehr interessante, benutzerfreundliche Okulare mit Schwächen bei der Innenschwärzung.
Die Okulare wurden an einem Skywatcher 80/400 Millimeter FH und einem Meade 8‘‘ f/10 ACF eingesetzt. Am Refraktor konnte wegen des 1,25‘‘-Okukarauszugs nur die 10 Millimeter-Version getestet werden.
Weitwinkel-Okulare sind natürlich auch für terrestrische Beobachtungen interessant: Mit einem so großen Eigengesichtsfeld erfasst man bei gleicher Vergrößerung viel mehr von der Landschaft als mit weniger Eigengesichtsfeld.
Das "Panorama 2" 10 Millimeter am Skywatcher 80/400
Bei diesem Öffnungsverhältnis (f/5) werden bereits aufwendige Okularkonstruktionen benötigt, um bis zum Bildrand ein scharfes Bild zu erzeugen. Man bezeichnet diese Öffnungsverhältnisse (f/5 und lichtstärker) deshalb auch als "okularkritisch". Neben der Feldschärfe legte ich am 80/400 daher das Haupt-Augenmerk auf die Schärfe am Bildfeldrand. Doch der Reihe nach.
Beim Einstecken des Okulars in den Zenitspiegel zeigte sich eine Schwäche bei der äußeren Konstruktion des Okulars: die Fixierschraube des Zenitspiegels hat einen breiten Rändelkopf und stößt an der Unterkante des recht breiten Okulars an (siehe Bild). Zum Glück ist die Sicherungsnut breit genug, so dass sich das Okular problemlos ein Stück herausziehen und dann normal befestigen lässt. Trotzdem ist dies etwas umständlich und hängt von der Form der Feststellschrauben des verwendeten Zenitspiegels ab. Eine konische Form des Okulars in Richtung Steckhülse wäre zweckmäßiger. Hier sollte bei einer späteren Neuauflage nachgebessert werden.
Das Befestigungsproblem am Zenitspiegel.
Das große Gesichtsfeld ist wirklich beeindruckend. Bisher hielt ich die 60 Grad der Planetary für groß, aber das Panorama stellt es locker in den Schatten: Man erkennt wirklich keinen Gesichtsfeldrand! Der einzige sichtbare Rand ist die Oberkante des Okulars, die je nach Augenposition noch sichtbar ist. Selbst wenn man bei geradem Einblick die Pupillen soweit zum Rand bewegt, dass es unangenehm wird, stößt man auf keine Begrenzung des Gesichtsfeldes. Man muss schon den Kopf drehen und schräg ins Okular schauen, um an einen Rand zu stoßen.
Die Bildschärfe ist ausgezeichnet und bei terrestrischer Beobachtung (Testobjekt: eine Klinkermauer am 20 Meter entfernten Nachbarhaus) erkennt man selbst am Gesichtsfeldrand nicht die geringsten Unschärfen. Die Kontrastleistung des Panorama 10 Millimeter bewegt sich auf einem sehr hohen Niveau: An der Klinkermauer sind selbst feinste Details klar und deutlich zu erkennen.
Die Beobachtung an der Mauer eignete sich wegen ihrer parallelen Fugen hervorragend zur Überprüfung auf Verzeichnungen: Es konnten keine sichtbaren tonnen- oder kissenförmigen Verzeichnungen festgestellt werden.
Bein 8‘‘ ACF zeigte sich mit beiden Okularen die gleiche Qualität, deshalb gehe ich hier nicht weiter in Details.
Das "Panorama 2" 10 Millimeter am Skywatcher FH 80/400 zeigt nadelfeine Sterne bis zum äußersten Gesichtsfeldrand. Solch punktförmige Sterne habe ich am Rand des Bildfeldes mit diesem Teleskop (f/5) noch nie gesehen.
Der hohe Kontrast zeigte sich an schwachen Sternen: Schwache Sterne an der Wahrnehmungsgrenze heben sich deutlich vom dunklen Himmelshintergrund ab. Auch kleine Oberflächendetails des Jupiter waren für einen f/5 FH sehr deutlich zu erkennen. Für die Kontrastleistung musste auch die zwei Tage alte Mondsichel vor aufgehelltem Himmel herhalten: Gut zehn Grad über dem Horizont vor stark aufgehelltem Himmel erscheint sie noch sehr blass. Dennoch waren viele Feinstrukturen deutlich und unerwartet kontrastreich zu erkennen.
Am 8‘‘ ACF ergeben sich bezüglich Schärfe und Kontrast vergleichbare Befunde. Da die Befunde am Stern mit denen am 80/400 identisch sind, gehe ich hier schwerpunktmäßig auf Jupiter ein. Bereits das 15 Millimeter-Okular zeigt bei 133-facher Vergrößerung und gutem Seeing in der Abenddämmerung einen extrem detaillierten Jupiter. Hier zeigt sich ebenfalls die hohe Schärfe- und Kontrastleistung der Okularreihe. Das 10er Okular brachte naturgemäß einen weiteren Detailgewinn.
Allerdings sind die Okulare untereinander leider nicht homofokal: Beim Okularwechsel innerhalb der Serie muss deutlich nachfokussiert werden.
Als passionierter Mondbeobachter interessierte mich natürlich, wie viel vom Mond gleichzeitig überblickt werden kann. Mit 133-facher Vergrößerung war mit etwas Bewegung der Augen der gesamte Mond mit etwas Weltraum drumherum gleichzeitig und absolut scharf zu sehen. Hier zeigt sich eindrucksvoll der Nutzen eines großen Gesichtsfeldes nicht nur bei der Deep Sky-Beobachtung. Besonders beeindruckend fand ich den Mond im 10er Okular bei 200-facher Vergrößerung: Hier passen noch knapp 90 Prozent des Monddurchmessers ins Gesichtsfeld.
Das oben beschriebene Problem mit der Feststellschraube des 10 Millimeter-Okulars zeigte sich hier nicht: Beim 80/400 kam ein 1 1/4 Zoll-Zenitspiegel zum Einsatz, am ACF eine zwei Zoll-Version: Hier schließt der äußere Rand des Okulars bündig mit dem Zenitspiegel ab. Die Konstrukteure setzen offenbar stillschweigend voraus, dass solche großen Eigengesichtsfelder stets mit zwei Zoll-Zenitspiegeln verwendet werden: Okulare mit vergleichbaren Eigengesichtsfeldern anderer Serien und Hersteller haben trotz 1 1/4 Zoll-Steckhülse ähnliche Durchmesser. Wie mein Test zeigte, bringen solche Okulare auch an 1 1/4 Zoll-Okularauszügen einen enormen Gewinn an Gesichtsfeld!
Wie bei solchen Augenabständen zu erwarten, ist der Einblick auch für Brillenträger wie mich sehr angenehm. Dennoch nimmt das überblickbare Gesichtsfeld zu, wenn man über den bereits ein gutes Bild liefernden nominalen Augenabstand hinaus dicht an die Augenlinse heran geht. Trotzdem bleibt der Einblick angenehm.
Er ist jedoch etwas unruhig und neigt ein wenig zum Kidney-Beaning, wenn man nicht genau mittig ins Okular schaut. Der Effekt ist jedoch nicht so stark ausgeprägt wie bei anderen mir bekannten Okularen. Man erlernt den richtigen Einblick sehr schnell.
Mit den Omegon Panorama 2-Okularen hat Astroshop.de eine sehr interessante und preiswerte Okularserie auf den Markt gebracht:
Die optische Qualität ist um jeden Zweifel erhaben. Die Bildschärfe ist bei f/5 einwandfrei und zeigt bis zum Gesichtsfeldrand keine Schwächen. Auch bei f/4 müsste es unter diesen Umständen sehr gute Abbildungen liefern. Der Kontrast und die verzeichnungsfreie Abbildung konnten ebenso überzeugen.
Kleine Schwächen zeigen sich in der Beobachtunhgspraxis lediglich beim etwas unruhigen Einblick und beim Einstecken an 1 1/4 Zoll-Zenitspiegeln.
Auch wenn der hauptsächliche Einsatzbereich die Deep Sky-Beobachtung sein dürfte, wird das große Gesichtsfeld auch, speziell an Dobson-Teleskopen mit hohen Vergrößerungen, Mond- und Planetenbeobachter erfreuen: Das Objekt bleibt spürbar länger im Gesichtsfeld, so dass nicht ganz so oft nachgeschubst werden muss.
Hier liegt eine qualitativ sehr gute Okularserie zu einem sehr günstigen Preis vor.
Ich persönlich habe in der von mir besonders oft verwendeten Brennweitenklasse neun bis zehn Millimeter ein neues Lieblings-Okular gefunden: Es harmoniert exzellent mit meinem 80/400 Millimeter Großfeld-Teleskop und zeigt außerdem eine herausragende Leistung bei der Mond- und Planetenbeobachtung, vor allem ohne Nachführung.