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Ferngläser, auch Feldstecher genannt, sind exzellente und universell einsetzbare Beobachtungsgeräte. Sie sind im Vergleich zu einem Teleskop klein, kompakt und lichtstark. Ihre Vergrößerungen sind relativ schwach. Hieraus resultieren eine gute Handhabbarkeit und ein großes Gesichtsfeld. Von Anfängern wird das astronomische Potential von Ferngläsern oft unterschätzt, da sie von speziellen Großferngläsern abgesehen primär für die Erdbeobachtung konzipiert und verglichen mit astronomischen Teleskopen relativ klein sind und nur schwach vergrößern. Das Foto zeigt als Beispiel einen 10x50-Feldstecher.
Ein Fernglas ist zunächst prinzipiell nicht anderes als ein kleines, lichtstarkes ("schnelles") Linsenteleskop (Refraktor). Das optische Design ist meist ein zweilinsiger Achromat. Bei teureren Feldstechern werden auch ED- oder mehrlinsige apochromatische Konstruktionen verwendet, die die Bildqualität allgemein und insbesondere in Bezug auf den bei sehr hellen Objekten sichtbaren geringen Restfarbfehler verbessern.
Der Strahlengang wird innerhalb des Feldstechers mehrfach gefaltet, um eine kompakte Bauweise zu ermöglichen. Auf die verschiedenen Arten dieser Faltung wird unten im Abschnitt "Strahlengänge" detailliert eingegangen. Diese Faltung bewirkt außerdem ein aufrechtes und seitenrichtiges Bild. Dies ist für erdgebundene Beobachtungen, für die ein Fernglas primär konzipiert ist, von elementarer Wichtigkeit. Einsteigern in die Astronomie ermöglicht diese Bildorientierung eine erleichterte Orientierung am Nachthimmel. Bei astronomischen Teleskopen ist diese Bildfeldaufrichtung nur mit teuren Zusatzlinsen möglich und auch nicht notwendig, da es am Himmel kein "oben" und "unten" gibt und eine Bildaufrichtung auf Kosten der Bildhelligkeit geht, was bei der Himmelsaufhellung grundsätzlich nachteilhaft ist.
Der Hauptunterschied zu einem Teleskop ist jedoch das binokulare Sehen: Jedes Auge hat seine eigene Optik. Das ermöglicht ein entspanntes und ermüdungsfreies Beobachten. Bisweilen entsteht bei Erdbeobachtungen sogar ein räumlicher Eindruck.
Ein Fernglas verfügt über diverse Kennzahlen, die die optische Konzeption beschreiben. Die wichtigste besteht aus zwei Zahlen nach dem Schema X*Y (sprich "X mal Y"). Die erste durch das "X" dargestellte Zahl gibt die Vergrößerung und die zweite (hier "Y") den Objektivdurchmesser in Millimeter an. Das ergibt Zahlenpaare wie 7*50 oder 6*42. Je kleiner die erste Zahl im Verhältnis zur zweiten Zahl ist, umso lichtstärker ist das Fernglas, und umso heller erscheint das Bild.
Die zweite Kennzahl ist die sog. Dämmerungszahl. Sie ist ein rein mathematischer Wert, der die theoretische Leistung eines Fernglases unter schlechten Lichtverhältnissen beschreibt. Je größer sie ist, umso lichtstärker ist theoretisch unser Fernglas. Die Dämmerungszahl errechnet sich aus der Wurzel aus dem Produkt aus Vergrößerung und Objektivdurchmesser. Für einen 7*50-Feldstecher erhalten wir also beispielsweise eine Dämmerungszahl von 18,7. Das bedeutet, dass in der Dämmerung ein Objekt bis in 187 Meter Entfernung noch gut zu erkennen ist. In dieser Definition besteht auch gleich das erste Problem, da die Frage nach einer "guten" Sichtbarkeit in erheblichem Maße von den individuellen Ansprüchen abhängt.
Weiterhin berücksichtigt die Dämmerungszahl weder die Qualität der Vergütung (siehe unten) noch die sog. Transmission. Diese ist ein Wert dafür, wie viel Prozent des ankommenden Lichts das Objektiv und das Okular passiert und nicht durch Absorption und ggf. Streuung in der Optik verloren geht. Die Dämmerungszahl ist somit ein stark subjektiver Wert und für die Lichtstärke nicht zwingend aussagekräftig.
Auf fast allen Feldstechern findet man eine Angabe wie zum Beispiel 96m/1000m oder ähnlich. Das ist das sog. Sehfeld. Es ist bei Ferngläsern auf 1000 Meter bezogen und gibt an, wie viele Meter beim Blick durch das Fernglas in 1000 Meter Distanz überblickt werden können. In unserem Beispiel bedeutet das, dass die Strecke, die wir beim Blick durch das Fernglas überblicken können, in 1000 Meter Distanz 96 Metern entspricht. Ein 96 Meter hoher Aussichtsturm würde beispielsweise aus 1000 Meter Entfernung betrachtet exakt ins Bildfeld passen.
Grundsätzlich sind Ferngläser sehr einfach zu handhaben: Das Objekt wird anvisiert und wie unten beschrieben fokussiert. Freihändiges Beobachten ist bis zu etwa siebenfacher Vergrößerung problemlos möglich. Bei terrestrischen Beobachtungen kann man bis zu zehnfach Vergrößern, ohne ein Stativ zu benötigen.
Einen erheblichen Gewinn an Schärfe und Details erzielt man, wenn man den Ellenbogen aufstützt oder den Arm anlehnt. Dies gilt insbesondere für astronomische Beobachtungen, da punktförmige und lichtschwache Objekte wesentlich besser oder überhaupt erst sichtbar werden, wenn die Optik erschütterungsarm gelagert wird. Ab zehnfacher Vergrößerung kann man ein Fernglas ohne Stativ praktisch nicht mehr vernünftig benutzen. Das Wackeln wird selbst bei einer noch so ruhigen Hand und festem Stand so sehr verstärkt, dass man kaum noch etwas erkennen kann. Für astronomische Anwendungen sollte man also entweder ein Fotostativ verwenden oder eine Sitzgelegenheit, zum Beispiel einen Liegestuhl, benutzen, der ein bequemes Abstützen der Ellenbogen ermöglicht.
Für die Montage auf ein Stativ oder eine parallaktische Montierung ist ein Stativadapter erforderlich. Dieser wird am Fernglas angeschraubt. Bei Großferngläsern ist dieser Adapter normalerweise fest integriert. Ein solcher Adapter hat das gleiche Stativgewinde wie ein Fotoapparat und kann somit auf jedem Fotostativ befestigt werden.
Es empfiehlt sich dringend die Verwendung eines stabilen Stativs, um die Qualität eines Fernglases sinnvoll nutzen zu können. Für Parallaktische Teleskopmontierungen ist ein spezieller, zusätzlicher Adapter erforderlich.
Das Scharfstellen erfolgt im ersten Schritt beidäugig über den Mitteltrieb. Hat man auf diese Weise ein scharfes Bild erreicht, kommt der Dioptrien-Ausgleich an einem der beiden Okulare zur Anwendung: Man schließt das Auge, dessen Okular keinen Dioptrien-Ausgleich hat. Nun wird der Dioptrien-Ausgleich so lange bewegt, bis man mit einäugigem Sehen eine größtmögliche Bildschärfe erzielt. Diese Einstellung wird am Dioptrien-Ausgleich unabhängig von der Mitteltrieb-Fokussierung beibehalten, solange der Beobachter nicht wechselt.
Abschließend wird mit binokularem Sehen mit dem Mitteltrieb die endgültige Schärfe eingestellt.
Es gibt zwei Arten von Prismen-Ferngläsern: Solche mit Porroprismen und solche mit Dachkantprismen. Beide Arten haben Vor- und Nachteile, die es beim Kauf abzuwägen gilt. Das Foto zeigt ein Porro-Fernglas (links) und ein Dachkant-Fernglas (rechts).
Beim Porroprismen-Fernglas wird das Licht in zwei dreiecksförmigen Prismen jeweils zweimal durch Totalreflexion umgelenkt. Hierdurch erfolgt eine Faltung des Strahlenganges und die Aufrichtung des Bildes. Das Dachkantprisma hingegen hat fünf Seiten. Zwei von ihnen dienen der Umlenkung der Lichtstrahlen mittels Totalreflexion, zwei weitere als Ein- bzw. Austrittsfläche. Bei gegebenen Kennzahlen sind Porroprismen einfacher in guter Qualität herzustellen und als astro-taugliche Modelle preiswerter als Dachkantgläser.
Porroprismen-Gläser sind kompakte Ferngläser. Man erkennt sie an dem deutlichen Knick zwischen Objektiv und Okular. Die Okulare stehen hierbei dichter zusammen als die Objektive. Die Dachkantgläser haben eine größere Baulänge und sind bei gegebenen Kennzahlen etwas unhandlicher. Der Knick durch die Prismen ist hier weitaus weniger ausgeprägt oder je nach Design gar nicht erkennbar. Das Dachkantprisma ist schwerer in guter Qualität herzustellen als die Porroprismen. Hochwertige Modelle für astronomische Ansprüche sind verglichen mit Porrogläsern relativ teuer.
Generell wird für astronomische Beobachtungen eine höhere Qualität benötigt als bei terrestrischen Anwendungen. Das liegt daran, dass sich an Sternen auch kleine Abbildungsfehler, die sich bei terrestrischen Motiven nicht bemerkbar machen, geradezu desaströs auf die Abbildungsqualität auswirken. Sterne werden dann nicht mehr punktförmig abgebildet.
Wie jedes optische Gerät muss auch ein Fernglas sorgfältig justiert sein. Die Justage ist einfach ausgedrückt die richtige Ausrichtung der optischen Elemente zueinander. Nur dann kann eine Optik ein einwandfreies Bild liefern. Bei Ferngläsern ist eine korrekte Justage elementar für angenehmes und gesundes (!) Beobachten.
Eine Dejustage zeigt sich in Form von Doppelbildern: Das beobachtete Objekt wird doppelt abgebildet. Die Ursache hierfür ist, dass die Prismen, die die Strahlengänge falten, nicht richtig zueinander ausgerichtet sind. Die Folgen sind unangenehmes Beobachten und Schwindelgefühle bis hin zu Augen- und Kopfschmerzen. Vor dem Kauf sollte man das Gerät deshalb unbedingt testen und von dejustierten Exemplaren unbedingt die Finger lassen. Gerade bei preiswerten Feldstechern gibt es eine starke Qualitätsstreuung von Gerät zu Gerät, so dass man nach Möglichkeit mehrere Geräte vor dem Kauf ausprobieren sollte.
Eine Vergütung hat drei Aufgaben: Sie soll störende Reflexe reduzieren, die Transmission (Lichtdurchlässigkeit) erhöhen, indem die Rückstreuung von einfallendem Licht unterdrückt wird und die Anfälligkeit für Kratzer reduzieren. Aus letzterem Grund werden einige moderne und teure Vergütungen öfters als "Hartvergütung" bezeichnet, da sie härter sind als das Objektivglas. Die Vergütung einer Brille wird als "Entspiegelung" bezeichnet. Eine Vergütung, die aus mehreren übereinander liegenden Schichten zusammen setzt, wird Multivergütung genannt. Es gibt vier Grundtypen von Vergütungen, die sich durch ihre Farbe unterscheiden:
Blaue Vergütungen sind die einfachsten, preiswertesten aber auch anfälligsten. Sie findet sich heutzutage auf praktisch jedem noch so preiswerten optischen Erzeugnis. Sie ist offenbar anfällig für unsachgemäße Reinigungen. Einigen Erfahrungsberichten zufolge wurde sie schon bei der Reinigung mit speziellen Reinigungsmitteln entfernt. Grüne Vergütungen haben bereits eine bessere Qualität und Haltbarkeit. Sie finden sich auf optischen Geräten der mittleren Preisklasse. Violette Vergütungen sind die qualitativ hochwertigsten. Sie finden sich auf hochwertigen Ferngläsern und Teleskopen. Häufig werden sie als Multivergütung ausgeführt. Das Foto zeigt eine Vergütung am Beispiel einer grünen Vergütung eines Fernglasobjektivs:
Bei Ferngläsern findet oft eine tiefrot schimmernde Vergütung Verwendung. Sie entstammt der ursprünglich angedachten terrestrischen Verwendung von Feldstechern: Rot leuchtende Objektive sollen Vögel weniger aufschrecken als die anderen Farben einer Vergütung. Für astronomische Zwecke muss von diesen Ferngläsern dringend abgeraten werden: Sie verleihen dem Bild einen Grünstich, und die Grenzgröße wird um mindestens eine halbe Größenklasse reduziert.
Für astronomische Beobachtungen ist ein großes Gesichtsfeld wichtig für angenehme Beobachtungen. Das Auffinden von Objekten wird ebenfalls erleichtert. Ferngläser haben von Natur aus große Gesichtsfelder. Grundsätzlich gilt, dass das Gesichtsfeld mit abnehmender Vergrößerung zunimmt. Im Endeffekt hängt das tatsächlich erreichbare Gesichtsfeld genau wie bei Teleskopen vom verwendeten Okulartyp ab. Typische Gesichtsfelder von Ferngläsern sind 5°-6,5° bei 10*50-Feldstechern bis ca. 2,5 Grad bei Großferngläsern. Ein Grad entspricht zwei scheinbaren Vollmonddurchmessern.
Das sog. Relative Gesichtsfeld ist entscheidend dafür, ob man bei der Beobachtung einen Tunnelblick hat. Das relative Gesichtsfeld errechnet sich aus der Vergrößerung multipliziert mit dem oben beschriebenen wahren Gesichtsfeld. Es entspricht dem Eigengesichtsfeld des Okulars, das man überblickt, wenn man durch das Okular schaut, wenn es an kein Fernglas oder Teleskop angeschlossen ist. Für ein angenehmes Beobachten sollte dieser Wert etwa 50 Grad betragen. Größere Gesichtsfelder werden sehr teuer, wenn die Bildqualität bis zum Rand gut sein soll.
Eine möglichst gute Schärfe bis zum Bildrand ist Grundvoraussetzung für ein gutes Astro-Fernglas. Die Randschärfe hängt primär von den verwendeten Okularen ab. Sie sind mit Ausnahme von sehr teuren Großferngläsern nicht austauschbar. Aus diesem Grund ist eine sorgfältige Wahl Auswahl des Geräts erforderlich. Bei preiswerten Ferngläsern muss man mit relativ starken Randunschärfen rechnen.
Ein Fernglas sollte ein möglichst helles Bild liefern, damit eine astronomische Beobachtung gewinnbringend ist. Eine bestmögliche Bildhelligkeit unter dunklem Himmel erhält man, wenn die Vergrößerung einem Siebentel des Objektivdurchmessers in Millimeter entspricht, also zum Beispiel bei einem 7*50-Feldstecher. Dann hat die Austrittspupille (das ist der helle Kreis, den man im Okular erkennt, wenn man das Fernglas an eine helle Fläche hält und entspricht dem ins Auge fallenden Lichtbündel) etwa den gleichen Durchmesser wie das dunkeladaptierte Auge, und die Irisöffnung wird optimal genutzt.
Das Foto zeigt die Austrittspupille am Beispiel eines 12*60-Feldstechers. Für die Aufnahme wurde das Fernglas auf einen leicht bedeckten Taghimmel gerichtet, um die Austrittspupille deutlich sichtbar zu machen. Bei astronomischen Beobachtungen findet sich an der Stelle des hellen Kreises ein Abbild des vom Beobachtungsgerät erfassten Sternenhimmels, das aufgrund seiner Helligkeit natürlich so nicht direkt sichtbar ist.
Eine bewährte Faustregel besagt, dass diese Austrittspupille nicht größer sein sollte, als die visuelle Sterngrenzgröße am Beobachtungsplatz, da der Himmelshintergrund im Beobachtungsgerät sonst aufgehellt wird. Wer beispielsweise primär unter einem 5 mag-Himmel beobachtet, sollte ein Fernglas wählen, dessen Vergrößerung einem Fünftel des Objektivdurchmessers in Millimeter entspricht, um eine optimale Bildqualität zu erzielen.
Von Zoom-Ferngläsern würde ich abraten. Mit zunehmender Vergrößerung zeigen die mir bekannten Modelle eine sehr starke Verzeichnung am Bildfeldrand, so dass Beobachtungsobjekte unrealistisch wiedergegeben werden.
Fällt helles Licht, beispielsweise vom Mond oder Straßenbeleuchtung, aus einem bestimmten schrägen Winkel in den Fernglastubus, kommt es zu mehr oder weniger starken Reflexionen. Diese können eine vernünftige Beobachtung in den betreffenden Himmelsregionen erschweren oder sogar völlig unmöglich machen. Dieser Reflexbildung kann man herstellerseitig entgegen wirken, indem man den Tubus innen gut schwärzt und mit Blenden versieht.
Die Abbildung zeigt das abschreckende Beispiel der katastrophalen Reflexanfälligkeit meines eigenen Modells, ausgelöst durch eine mangelnde Innenschwärzung. Die Aufnahme wurde bewusst mit Blitzlicht gemacht und auf die reflektierenden Bereiche fokussiert. Das ist ein ernstes Manko eines ansonsten für den Preis guten Fernglases.
Ferngläser der mit Objektiven von ca. 50 Millimeter Durchmesser wiegen ja nach Ausführung ca. 900 bis 1200 Gramm. Das ist eine Größenordnung, die man auch noch über weite Strecken gut im Rucksack transportieren kann. Robuste Spezial-Ferngläser der Größenordnung 10*70 oder 20*80 bringen bereits 2,6 bis 4,6 Kilogramm auf die Waage. Hier kommt man in Bezug auf das Transportgewicht schon in den Bereich kleiner bis mittlerer Teleskope, wenn man berücksichtigt, dass solche Geräte mindestens ein stabileres Fotostativ benötigen, damit eine vernünftige, gewinnbringende Beobachtung möglich ist. Zum Vergleich: Der optische Tubus eines Linsenteleskops mit zehn Zentimeter Öffnung und 1000 Millimeter Brennweite wiegt ca. 3,5 Kilogramm, ist jedoch unhandlicher.
Einige Ferngläser mit stärkerer Vergrößerung nutzen einen sog. Bildstabilisator (IS = Image Stabilizer). Diese Methodik erkennt Verwackelungen und gleicht sie technisch aus. In der Regel werden hierbei die Objektivlinsen entsprechend verschoben. Ein Bildstabilisator ermöglicht ein ruhigeres freihändiges Halten solcher Ferngläser ohne ein schweres Stativ.
Feldstecher werden gern für den Einstieg in die Astronomie empfohlen, da sie einfach zu handhaben sind und atemberaubende Beobachtungen ermöglichen. Das Erlernen des Aufsuchens lichtschwacher Objekte ist aufgrund des großen Gesichtsfeldes einfach möglich. Aufgrund ihrer Qualitäten werden sie aber auch von fortgeschrittenen Amateurastronomen gern verwendet. Sie sind eine hervorragende Ergänzung zum großen Teleskop, und einige Objekte sind mit ihnen sogar besser sichtbar als im Fernrohr. Für Ferngläser haben sich folgende typische Anwendungsgebiete etabliert:
Ferngläser kommen zunächst immer dann zum Einsatz, wenn ein möglichst großes Gesichtsfeld erforderlich ist. Das ist unter anderem die Beobachtung offener Sternhaufen und von Sternassoziationen. Diese haben oft eine so große Ausdehnung, dass sie erst im Fernglas mit genug Himmelsumgebung dargestellt werden, um ihren wahren Charakter erkennen zu lassen. Nicht zuletzt steigert der sternärmere Raum um einen solchen Sternhaufen die Bildästhetik.
Ausgedehnte Objekte mit geringer Flächenhelligkeit und große Stern- und Dunkelwolken der Milchstraße sind für Feldstecher mit optimierter Austrittspupille ebenfalls prädestiniert. Sie passen komplett ins Bildfeld und erscheinen mit größtmöglicher Helligkeit. Beispiele sind der Nordamerikanebel, Cirrus-Nebel, die Dunkelwolken der Sommermilchstraße und die Sternwolken im Milchstraßenzentrum.
Eine klassische Feldstecheranwendung ist die Suche und Beobachtung von Kometen. Zur Auffindung ist ein großes Gesichtsfeld erforderlich. Viele Kometen bilden auch einen mehrere Grad langen Schweif mit geringer Flächenhelligkeit aus, der sich mit einem lichtstarken Fernglas hervorragend beobachten lässt.
Mit einem Fernglas ab etwa sieben-, besser achtfacher Vergrößerung lassen sich bereits die Jupitermonde und ihr Umlauf um den Planeten erkennen. Eine zehnfache Vergrößerung zeigt bereits das Planetenscheibchen des Jupiter. Beobachter mit sehr gutem Sehvermögen sagen aus, mit sehr guten 20-fach vergrößernden Ferngläsern bereits die beiden Hauptwolkenbänder des Jupiter beobachtet zu haben.
Auf Reisen und Wanderungen ist ein möglichst kompaktes Gerät mit dennoch guter Leistung von Vorteil. Hier haben sich die sog. Taschenferngläser etabliert. Sie haben eine acht- bis zehnfache Vergrößerung mit ca. 25 Millimeter Objektivdurchmesser. Mit einem Gewicht von nur ca. 300 Gramm passen sie in jedes Handgepäck. Eine etwas größere Alternative sind Feldstecher der Größenordnung 8*40. Ihr Gewicht beträgt bereits ca. ein Kilo, jedoch sind sie ein gutes Stück handlicher als die eingangs beschriebenen Modelle. Das Foto zeigt ein solches Pocketfernglas mit einem Kugelschreiber als Maßstab.
Jäger und Sportbeobachter benötigen lichtstarke Ferngläser. Für diese Zwecke eignen sich solche Ferngläser, die die bestmögliche Lichtausbeute (wie bereits eläutert sind das Gläser, deren Vergrößerung ein Siebentel der Öffnung in Millimeter entspricht) ermöglichen. Aus diesem Grund werden in diesen Anwendungsgebieten 7*50 oder 8*56-Ferngläser angewendet. Diese Ferngläser werden aufgrund ihrer hohen Lichtstärke auch "Nachtgläser" oder "Dämmerungsgläser" genannt.
Großferngläser sind in der Regel speziell für astronomische Beobachtungen konzipiert, werden aber auch gelegentlich als Aussichtsfernrohr eingesetzt. Sie sind ohne ein extrem stabiles und somit teures Stativ oder gar eine astronomische Teleskopmontierung nicht anwendbar. Je nach Auslegung beginnt die Kategorie der Großferngläser bei 70 bis 80 Millimeter Objektivdurchmesser. Das Spektrum der Großferngläser umfasst Öffnungen von 70 bis über 110 Millimeter. Bei noch größeren Öffnungen wird in der Regel zu Recht von Doppelrefraktoren gesprochen. Diese werden hier nicht behandelt. Da sie den oben bereits abgebildeten Porroprismen-Ferngläsern grundsätzlich ähnlich sehen, wird an dieser Stelle auf eine weitere Abbildung verzichtet.
Leichtere Ferngläser mit 70 oder 80 Millimeter Objektivdurchmesser lassen sich eben noch auf normalen, stabilen Fotostativen montieren. Sie wiegen je nach Verarbeitung ca. 2,3 bis 3,9 Kilogramm. Sie haben normalerweise einen geradsichtigen Einblick. Hierin liegt das Hauptproblem der Großferngläser allgemein. Astronomische Objekte werden idealerweise möglichst hoch am Himmel beobachtet. Die Einblickposition ist dann sehr unangenehm und kann sogar Nackenschmerzen hervorrufen. Eine Alternative sind spezielle Fernglasstative. Diese lassen sich so aufstellen, dass die Okulare so zu liegen kommen, dass sie aus einem Liegestuhl heraus gut erreichbar sind. Ihre Gesichtsfelder am Himmel reichen von ca. fünf Grad (10*70) bis ca. drei Grad (20*80).
Die größten Versionen mit 100 bis 110 Millimeter Öffnung haben typischerweise Vergrößerungen um 20- bis 25-fach. Hieraus resultieren wahre Gesichtsfelder am Himmel von ca. zwei bis 2,5 Grad. Die Austrittspupille (siehe oben) beträgt rund vier Millimeter, so dass keine maximale Bildhelligkeit erreicht wird. Solche Geräte wiegen fünf bis sieben Kilo und kosten 300 bis 1000 Euro. Die hochwertigen Exemplare verfügen über einen 90°-Einblick, wie man ihn von Linsenteleskopen mit Zenitspiegel kennt und können genormte 1 ¼ Zoll-Teleskopokulare aufnehmen. Die Modelle mit Geradsicht-Einblick haben in Bezug auf den Beobachtungskomfort die gleichen Probleme wie oben beschrieben.
Ein Trend zeigt sich bei diesen Beschreibungen: Diese Ferngläser überlappen sich in Bezug auf Preis, optische Leistung und Gewicht mit Refraktor-Teleskopen vergleichbarer Öffnung und niedriger Vergrößerung. Die Gesichtsfelder und Vergrößerungen lassen sich beispielsweise problemlos mit einem Teleskop bis ca. 1000 Millimeter Brennweite erzielen, sofern das Fernrohr 2-Zoll-Okulare aufnehmen kann. Im Falle eines Newton-Teleskops oder in Verbindung mit einem Zenitspiegel ermöglicht das Teleskop sogar einen bequemeren Einblick als ein Fernglas mit Geradsicht.
Dennoch ermöglichen solche Großferngläser atemberaubende Großfeld-Deep-Sky-Beobachtungen. Die Frage nach den Vorteilen gegenüber Teleskopen vergleichbarer Öffnung ist berechtigt. Modelle mit 90 Grad-Einblick oder Geradsicht-Gläser mit bequemer Beobachtungsposition bieten den Vorteil des binokularen Sehens. Das Auge beobachtet in einem solchen Fall entspannter. Im Endeffekt bietet ein entsprechendes Refraktor-Teleskop ein besseres Preis-Leistungsverhältnis, wenn es um den betreffenden Vergrößerungsbereich geht. Man kann damit auch stärker vergrößern, und es ist folglich flexibler einsetzbar. Großferngläser mit 100 Millimeter und mehr Öffnung sind folglich ein Nischenprodukt für Spezialanwendungen.