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1. Warme Kleidung |
2. Rotlicht-Taschenlampe |
3. Drehbare Sternkarte |
4. Sitzgelegenheit |
5. Kompass |
6. Notizbuch |
7. Fernglas |
8. Geduld |
Dieser Artikel beschreibt Ausrüstungsgegenstände, die für den erfolgreichen Einstieg in die Amateurastronomie unerlässlich sind. Bevor man die ersten Schritte in die Himmelsbeobachtung beginnt, sollte man sich die erläuterten Zubehörteile anschaffen, ansonsten ist die praktische Beschäftigung mit der Astronomie sinnlos.
Nicht nur, aber gerade in den kalten Monaten ist warme Kleidung ein absolutes Muss. Die Erkältungsgefahr ist bei stundenlangem nächtlichem Aufenthalt im Freien sehr hoch. Unabhängig davon ist frieren der Faktor, der einem am schnellsten die Freude an der Himmelsbeobachtung nehmen kann.
Es hat sich bewährt, anstelle eines dicken Kleidungsstücks mehrere dünnere übereinander anzuziehen. Hierdurch wird eine bessere Isolierung von der Umgebungstemperatur erreicht, da hier mehr Luftschichten zwischen den Kleidungsstücken vorliegen. Luft hat ein sehr schlechtes Wärmeleitvermögen und ist somit ein guter Isolator.
Bei der Beobachtung mit Fernglas oder Teleskop sind warme Handschuhe, die aber eine gute Beweglichkeit der Finger ermöglichen, von großer Wichtigkeit: Bei niedrigen Temperaturen werden die Finger schnell klamm und in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Bei Teleskopen ist eine feinfühlige Bedienung an zum Teil relativ kleinen Einstellschrauben erforderlich. Eine präzise Einstellung und Fokussierung ist mit kalten Fingern nahezu unmöglich. Das gilt auch für die Fernglasbeobachtung.
Bei nächtlichen Beobachtungen benötigt man eine künstliche Lichtquelle zur Erkennung von Sternkarten, Notizen anfertigen und ggf. zur Einstellung von Geräten. Eine gewöhnliche Taschenlampe ist hierfür absolut ungeeignet: Das Auge benötigt ca. 20 bis 30 Minuten, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dieser Effekt wird Dunkeladaption genannt. Dies geschieht, indem sich bei Dunkelheit die Pupillen bis zur maximal möglichen Öffnung weiten. Bei Tageslicht hat die Pupille ca. zwei Millimeter Öffnung, bei absoluter Dunkelheit und maximaler Dunkeladaption beträgt ihre Öffnung rund sieben Millimeter. Mit dem Alter nimmt die maximale Pupillenöffnung auf ca. fünf Millimeter ab.
Schaltet man nun nach erfolgter Dunkeladaption eine weisslicht-Taschenlampe an, schließt sich die Pupillenöffnung in Sekundenbruchteilen auf ca. zwei Millimeter Öffnung, und man ist geblendet. Die Adaption muss von vorne beginnen, und man sieht zunächst wieder nur die hellsten Sterne.
Hier kommt das Rotlicht ins Spiel. Die Netzhautzellen, die bei Dunkelheit aktiv sind, sind gegen den roten Wellenlängenbereich des Lichts nur sehr geing empfindlich. Man kann also Rotlicht benutzen, ohne die Dunkeladaption zu beeinträchtigen. Idealerweise sollte die Lampe eine regulierbare Helligkeit haben.
Spezielle Astro-Taschenlampen sind handlich und haben eine rote Leuchtdiode (LED) als Lampe. Sie sind für astronomische Beobachtungen optimiert, allerdings relativ teuer. Alternativen sind Militär-Taschenlampen, oder eine normale Taschenlampe, die mit roter, durchsichtiger Folie überzogen wird. Militärtaschenlampen, sind eine "normale" Lampe, bei denen eine rote oder grüne Folie per Schiebemechanismus vorgeschaltet werden kann. Der Vorteil: Beim Abbau hat man mit ein und demselben Gerät auch eine normaler Lampe zur Verfügung. Sie sind also gewissermaßen ein "Geheimtipp".
Das Foto zeigt eine solche Militär-Lampe in einfacher Ausführung. Der Rotfilter wurde zur Verdeutlichung des Effekts nur halb eingeschoben. Man beachte die Unterschiede in der Blendung durch das Blitzlicht:
Besonders praktisch sind mit roter Folie überzogene Stirnlampen, da man mit ihnen die Hände frei hat. Bei der Astrofotografie ist jedoch darauf zu achten, dass die rote Lampe nicht in das Gesichtsfeld der Kamera gerät und ggf. andere Mitbeobachter nicht in fotografischen Tätigkeiten beeinträchtigt werden.
Bei der Beobachtung in der Gruppe und besonders auf Teleskoptreffen gilt es als rücksichtslos, mit ungefilterten Taschenlampen zu arbeiten und damit die Dunkeladaption von Mitbeobachtern zu beeinträchtigen. Hier ist in besonderem Maße auf eine geeignete Lichtquelle zu achten.
Eine drehbare Sternkarte dient dazu, den aktuellen Himmelsausschnitt präzise einzustellen und somit die zum Beobachtungszeitpunkt sichtbaren Sterne und Sternbilder zu ermitteln. Sie werden im Abschnitt "Sternkarten" ausführlich beschrieben. Das Foto zeigt eine drehbare Sternkarte:
Bei längeren Beobachtungen ist eine Sitzgelegenheit eine große Hilfe. Hierfür eignet sich ein leichter Klappstuhl am besten. Bei Beobachtungen mit dem bloßen Auge oder Fernglas kann ein Liegesuth mit Armlehnen vorteilhaft sein: Der Blick in den Zenit ist hiermit bequemer. Bei der Anwendung von Ferngläsern kann man die Ellenbogen auf den Armlehnen abstützen, das Fernglas lässt sich dann viel ruhiger halten.
Viele Teleskope lassen sich am bequemsten bei sitzender Beobachtung nutzen, zumal die Stabilität am höchsten ist, wenn die Stativbeine nicht ausgezogen werden. Eine Ausnahme bilden hier Dobson-Teleskope mit langen Brennweiten, sie sind für stehende Beobachtung ausgelegt (Beobachtungen in Horizontnähe sind hier die Ausnahme).
Zur eigentlichen Himmelsbeobachtung wird kein Kompass benötigt: Man findet den Polarstern, der den Nordpunkt hinreichend genau repräsentiert, indem man die vorderen Kastensterne des Großen Wagen fünfmal verlängert. Der Polarstern steht nur 0,8 Grad vom exakten Himmelspol entfernt.
Der Kompass wird in zwei Fällen benötigt:
Bei der Suche nach geeigneten Beobachtungsplätzen bei Tageslicht wird mit einem Kompass überprüft, welche Himmelsrichtungen in Horizontnähe eine möglichst freie Sicht ermöglichen (in 90 Prozent der Fälle werden Beobachtungen in östlicher, westlicher und vor allem südlicher Richtung vorgenommen). Die Objekte, die zu einem gegebenen Zeitpunkt unterhalb des Polarsterns stehen, sind zu anderen Jahreszeiten in Richtung Zenit besser zu beobachten.
Bei der Beobachtung mit sog. äquatorialen bzw. parallaktischen Montierungen muss die Polachse auf den Himmelspol ausgerichtet werden. In einigen Fällen kann es vorkommen, dass der Polarstern durch Hindernisse verstellt und somit unsichtbar ist. Hier wird mit dem Kompass eine grobe Nordausrichtung der Montierung vorgenommen, bevor dann die Feinaufstellung durchgeführt wird.
Ein hochwertiger Kompass wird nicht benötigt, einfache Modelle aus dem Spielzeuggeschäft sind vollkommen ausreichend (siehe Foto).
Die durchgeführten Beobachtungen sollten grundsätzlich notiert werden, um sie später mit anderen Beobachtungen vergleichen zu können (Luftunruhe, schwächste sichtbare Sterne, Sichtbarkeit des Objekts etc.). Geeignet sind Kladden mit einem festen, stabilen Einband.
Notizen sollten mit Bleistift oder Filzstift angefertigt werden. Füllhalter und Kugelschreiber können bei niedrigen Temperaturen ihre Funktion einstellen.
An dieser Stelle wird nur eine kurze Einführung in Ferngläser gegeben. Einen ausführlichen Artikel über Ferngläser finden Sie hier: Ferngläser
Wenn man mit der Beobachtung mit dem bloßen Auge ein wenig Erfahrung gesammelt hat, ist der nächste Schritt die Beobachtung mit dem Fernglas. Es ist handlich, erlaubt die Beobachtung großer Gesichtsfelder und ist einfach zu handhaben. Bei geringen Vergrößerungen bis etwa siebenfach kommt man grundsätzlich noch ohne Stativ aus. Trotzdem ist ein stabiles Stativ empfehlenswert, da man mit einer schwingungsfreien Aufstellung mehr Details erkennt. Es empfiehlt sich mindestens, die Ellenbogen abzustüzen.
Ferngläser gibt es in zahlreichen Ausführungen. Sie reichen vom kleinen Opernglas über die klassischen Feldstecher mit sechs- bis zwölffacher Vergrößerung bis zu Großferngläsern mit 80 bis 120 Millimeter Öffnung und bis über 20-facher Vergrößerung. Diese Großferngläser sind von der Leistung her bereits im Bereich der Linsenteleskope (Refraktoren) mit kurzen Brennweiten (sog. "Richfielder" oder "Kometensucher") anzusiedeln und nur mit großen, stabilen Staiven sinnvoll einzusetzen.
Für den Einstieg in die Amateurastronomie sind die klassischen Feldstecher am besten geeignet, da sie einfach zu handhaben und relativ preiswert sind: bereits für 60 bis 100 Euro erhält man Geräte, die sehr eindrucksvolle Himmelsbeobachtungen erlauben. Ein Fernglas ist ausserdem sehr schnell einsatzbereit und kann auch bei terrestrischen Beobachtungen sehr gut genutzt werden.
Zur Beurteilung der astronomischen Leistung sind die Kennzahlen das Hauptkriterium. Auf jedem Fernglas stehen diese Kennzahlen, z.B. 7x50 oder 10x25. Die erste Zahl gibt die Vergrößerung und die zweite den Objektivdurchmesser in Millimeter an.
Bei gegebener Öffnung nimmt die Helligkeit des Bildes mit steigender Vergrößerung ab. Eine optimale Lichtausbeute erhält man, wenn der Objektivdurchmesser etwa siebenmal größer als die Vergrößerung ist. Der Grund hierfür ist, dass das okularseitig austretende Lichtbündel (die sog. Austrittspupille) dann ca. sieben Millimeter Durchmesser hat, was der maximalen Pupillenöffnung bei Dunkelheit entspricht: Das Lichtsammelvermögen des Auges wird komplett und optimal ausgenutzt. Wäre die Austrittspupille größer als die Pupille des Auges, würde letztere wie eine Blende wirken, die den Lichteinfall minimiert. Das Plus an Licht würde also ungenutzt bleiben.
Das wichtigste Hilfsmittel des Amateur-Astronomen war, ist und bleibt jedoch unabhängig vom Erfahrungsgrad die Geduld.
Die Amateurastronomie benötigt eine relativ lange Einarbeitungszeit. Es dauert ca. ein Jahr, bis man den gesamten Sternenhimmel kennen gelernt hat, da jede Region des Himmels nur zu einer bestimmten Jahreszeit in sehr guter Beobachtungsposition vorzufinden ist.
Das Auge muss für astronomisches Sehen trainiert werden. Egal ob und mit welcher Optik beobachtet wird, benötigt man einige Beobachtungssitzungen pro Objekt, um es wirklich detailliert zu erfassen. Man muss auch ein Objekt längere Zeit am Stück beobachten, bis man möglichst viele Details erkennt. Das gilt besonders für lichtschwache Deep Sky Objekte.
Große Teleskope und Montierungen benötigen auch eine längere Einarbeitungszeit.
Die Astrofotografie benötigt ebenfalls Einarbeitungszeit, die mit Größe und Komplexität der Ausrüstung zunimmt.
Nicht zuletzt finden spektakuläre astronomische Ereignisse relativ selten statt: Finsternisse wiederholen sich an einem gegebenen Standort durchschnittlich alle ein bis drei Jahre. Helle Kometen treten eher zufällig und meist im Abstand einiger Jahre bis Jahrzehnte auf, um nur einige prominente Beispiele zu nennen.