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Viele am Kauf eines Teleskops interessierte Sternfreunde suchen kurze und kompakte Informationen, ohne sich sofort tief in die Materie einlesen zu müssen. Dieser Artikel fasst in möglichst kurzer Form die Vor- und Nachteile sowie Einsatzzwecke der Teleskoptypen zusammen, die ich für Einsteiger für geeignet halte.
Eine solche Zusammenfassung kann natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Im Fokus stehen hier die zur Auswahl eines Teleskops notwendigen Eigenschaften und Fakten. In jedem Fall wird dem Anfänger zusätzlich der Artikel "Einsteigerteleskope" empfohlen.
Ich gliedere diesen Artikel in drei Hauptkategorien, in die sich die allermeisten Fragen nach einem geeigneten Teleskop einordnen lassen:
Aufbau auf dem Balkon / im Garten bzw. Auto-Transport möglich
Schnelle Beobachtung zwischendurch ("Schnellspechteln")
Reiseteleskope bzw. Transport als Handgepäck
Schlussbetrachtung und Fazit
Der Ausdruck "f/x" steht für das Öffnungsverhältnis, also das Verhältnis der Öffnung und der Brennweite des Teleskops. Bei einem Teleskop mit f/6 ist die Brennweite beispielsweise sechsmal so lang wie der Durchmesser der Optik.
Hier ist die Anschaffung eines Teleskops mit größerer Öffnung und damit hoher Auflösung feiner Details und Lichtsammelvermögen sinnvoll. Das hohe Leistungsvermögen dieser Teleskope steigert die Freude und den Erfolg am Beobachten enorm.
Der 8‘‘ f/6 Dobson (Newton-Teleskop mit 20 Zentimeter bzw. acht Zoll Spiegeldurchmesser und 1200 mm Brennweite) ist das wohl vielseitigste und beliebteste Teleskop bei Einsteigern und erfahrenen Sternfreunden.
Als Allrounder kann er praktisch alle Arten von astronomischen Objekten in sehr guter Qualität zeigen: Mond, Planeten und die Sonne werden mit sehr feinen Details dargestellt, und im Deep Sky-Bereich werden unter dunklem Himmel bereits sehr lichtschwache Objekte erfasst. Viele Deep Sky-Objekte lassen interessante Strukturen erkennen. Die Allround-Eigenschaften werden dadurch begünstigt, dass bei f/6 der gesamte sinnvolle Vergrößerungsbereich der Optik ohne extreme Okularbrennweiten gut realisierbar ist.
Das Öffnungsverhältnis macht die bei Newtons wichtige Justage (korrekte Ausrichtung der optischen Elemente zueinander) einfach, und die Bedienung ist intuitiv und unkompliziert. Der optische Tubus passt problemlos auf den Rücksitz eines PKW. Es werden keine besonders teuren Okulare benötigt.
Der einzige echte Nachteil liegt darin, dass die ganz großen Gesichtsfelder aufgrund der schon recht langen Brennweite nicht erreicht werden können. Hier sind spezielle Richfielder im Vorteil.
Lichtstarke Newton-Teleskope mit f/5 kann man mit Einschränkungen noch als Allrounder betrachten: Mit kurzbrennweitigen Okularen (fünf bis 2,5 Millimeter Brennweite) wird bei f/5 ebenfalls das gesamte Spektrum der mit der jeweiligen Öffnung sinnvollen Vergrößerungen abgedeckt.
Das hauptsächliche Einsatzgebiet solcher Newton-Reflektoren liegt in der Deep Sky-Beobachtung mit großen Gesichtsfeldern bei schwachen und mittleren Vergrößerungen. Besonders Newtons mit den Eckdaten 130/650 mm, 150/750 mm und 200/1000 mm werden gern zur Großfeld-Deep-Sky-Beobachtung und allgemein für großflächige und lichtschwache Objekte eingesetzt.
Die Einschränkungen bezüglich der Allround-Eigenschaften liegen auf mechanischer Seite darin, dass die für eine sehr gute Bildqualität erforderliche, genaue Justage eines f/5-Newtons von Anfängern oft schwieriger zu bewerkstelligen ist als bei f/6- oder f/8-Geräten. Auch muss der Spiegel für hochaufgelöste Mond- und Planetenbeobachtungen wesentlich genauer geschliffen sein als bei f/6. Diese Eigenschaft lässt den Anschaffungspreis mit der Öffnung und Lichtstärke steigen.
Speziell bei Massenprodukten aus Fernost ist der Fangspiegel zusätzlich oft überdimensioniert, also größer, als es für einen optimalen Kontrast bei visueller Beobachtung sinnvoll ist. Das Ergebnis ist ein sichtbarer Kontrastverlust, speziell bei Mond- und Planetenbeobachtungen. Die Erkennbarkeit feinster Details wird dadurch zusätzlich erschwert. Der Grund dafür ist, dass die Hersteller ihre Geräte fototauglich machen möchten, was zu Lasten des visuellen Kontrastes geht.
Mit der Lichtstärke steigen auch die Anforderungen an die Konstruktion der Okulare, wenn das Bild bis zum Gesichtsfeldrand scharf sein soll: Diese Teleskope sind "okularkritisch". Während es mit 1 ¼ Zoll-Anschluss noch relativ preiswerte und gleichzeitig hochwertige Lösungen gibt, wird es sehr teuer, wenn man das große Gesichtsfeld dieser Teleskope voll ausnutzen und somit zwei-Zoll-Okulare einsetzen möchte.
Ein systembedingter Abbildungsfehler von Newton-Teleskopen, die Koma, macht sich in Form von kometenähnlich verzerrten Sternen zum Bildfeldrand hin ab f/5 und lichtstärker störend bemerkbar. Ein Komakorrektor behebt diesen Abbildungsfehler. Ob er bei f/5 benötigt wird, hängt von den individuellen Ansprüchen an die Randschärfe des Bildes ab.
Hier sind zwei Eigenschaften eines Teleskops relevant: Ein schneller Aufbau und eine möglichst kurze sog. Auskühlzeit: Die Optik muss sich an die Außentemperatur anpassen und kann in dieser Zeit kein scharfes, ruhiges Bild liefern. Diese Auskühlzeit steigt mit der Öffnung des Teleskops, so dass für diesen Zweck kleinere Teleskope ausnahmsweise im Vorteil sind.
Diese Linsenteleskope werden mit den Brennweiten 500 (f/7), 700 (f/10) und 900 Millimeter (f/13) angeboten. Ein Modell mit 700 Millimeter Brennweite hat sich unter dem Kosenamen "Lidlscope" einen recht guten Ruf erworben.
Gute 70 Millimeter-Objektive zeigen bereits alle wichtigen Planetenformationen und am Mond so viele Details, dass es bei der Detailbetrachtung einzelner Landschaften sehr lange dauert, bis man alle erkennbaren Strukturen bewusst wahrgenommen hat.
Diese Teleskope sind leicht und gut zu transportieren. Die Auskühlzeit, während der sich die Optik an die Außentemperatur anpasst und sie deshalb noch kein optimales Bild liefern kann, ist mit diesen Geräten in den allermeisten Fällen vernachlässigbar. Mit ihnen kann man auch sehr kurze Zeitfenster mit guter Sicht effizient nutzen:
Haupt-Einsatzorte sind ein Balkon, Terrasse oder Garten. Es gibt Sternfreunde, die ein solches Gerät mit einer leichten Montierung (z.B. EQ-1 oder EQ-2) komplett aufgebaut in der Wohnung zu stehen haben und es zum Beobachten raustragen.
Der Hauptnachteil liegt in dem geringen Lichtsammelvermögen dieser kleinen Optiken. Im Deep Sky-Bereich lassen sich im Prinzip nur die hellsten Nebel, Doppelsterne und offene Sternhaufen gut beobachten. Tendenziell wird bei solchen Teleskopen sehr viel Plastik an der Objektivfassung und am Okularauszug verarbeitet. Mit kleinen, nicht zu schweren Okularen sind sie jedoch erfahrungsgemäß hinreichend stabil.
90 Millimeter-Refraktoren mit f/10 sind wie ihre "kleinen Brüder" mit 70 Millimeter Öffnung auch beliebte Teleskope für schnelle Beobachtungen. Die Auskühlzeit ist auch bei diesem Teleskop noch relativ kurz.
Bei schwachen bis mittleren Vergrößerungen zeigen solche Refraktoren ein herrlich scharfes und kontrastreiches Bild. Es werden durch die größere Öffnung mehr Details an Mond und Planeten dargestellt, als mit einem 70 Millimeter-Teleskop. Im Deep Sky-Bereich werden etwas schwächere Objekte dargestellt, und hellere Objekte zeigen erste Strukturen.
Der systembedingte Farbfehler eines achromatischen Refraktors, der sich in Form eines Blau-Violett-Saums um helle Objekte bemerkbar macht, ist hier nur sehr schwach ausgeprägt.
Nachteilig ist der relativ große Hebel, den ein solcher Tubus auf die Montierung ausübt. Man benötigt für einen solchen Refraktor bereits eine stabilere und damit teurere Montierung, mindestens der EQ-3-Klasse. Ansonsten schwingt das Teleskop bei jeder Berührung, und damit auch beim Scharfstellen, so stark, dass eine sinnvolle Beobachtung und Scharfstellung je nach Vergrößerung schwer bis unmöglich wird.
Bei Tisch-Dobsons wird in der Regel ein Newton-Teleskop mit 100 bis 127 mm (vier bis fünf Zoll) Öffnung mit einer Lichtstärke von f/4 bis f/5 auf eine einarmige Dobson-Montierung montiert, deren Höhe für die Positionierung auf einem Gartentisch optimiert ist. Es werden vereinzelt auch Maksutov-Teleskope und kurbrennweitige Refraktoren (siehe unten) mit einer Tischmontierung angeboten.
Solche kleinen Newton-Optiken mit einem Öffnungsverhältnis von f/5 haben bezogen auf die Öffnung bereits gute Allround-Eigenschaften und bewegen sich von der Brennweite und dem Gesichtsfeld her an der Grenze zum Richfielder.
Grundsätzlich sind Teleskope dieser Klasse preiswert und damit mechanisch einfach gehalten. Bei allen mir bekannten Modellen wird mehr oder weniger viel Plastik verarbeitet. Der Haupt- und Fangspiegel müssen justierbar sein. Das ist bei weitem nicht bei allen Teleskopen dieser Klasse der Fall.
Das Teleskop muss einen parabolischen Spiegel haben, und zumindest die Fangspiegelhalterung sollte aus Metall bestehen. Das Sky-Watcher Heritage 130P hat sich hier als ein insgesamt gut brauchbares Teleskop etabliert. Es ist kein High-End-Gerät, gilt in der Preisklasse wegen seiner Abbildungsleistung und Justierbarkeit jedoch als Reise- und Schnellspechtelteleskop als Geheimtipp.
Hier sind ein geringes Gewicht und ein möglichst kurzer optischer Tubus die wichtigsten äußeren Merkmale eines Teleskops: Man darf nicht vergessen, dass auch das okularseitige Zubehör und Montierung und Stativ transportiert werden müssen! Idealerweise ist das Teleskop auf einem stabilen Fotostativ mit Feinbewegungen hinreichend stabil zu betreiben.
Die Frage, was noch als Handgepäck transportabel ist, hängt neben der Auffassung des Begriffs "Handgepäck" auch von der individuellen körperlichen Belastbarkeit und "Leidensfähigkeit" ab, und ist somit nicht allgemeingültig zu beantworten. Hier verstehe ich unter handgepäcktauglich, wenn die gesamte Ausrüstung maximal in einer größeren Reisetasche transportabel ist und der optische Tubus ins Flugzeug-Handgepäck past.
Maksutov-Cassegrain-Teleskope ("Mak") haben eine im Verhältnis zur Öffnung sehr lange Brennweite. Typisch sind Öffnungsverhältnisse von f/11 bis f/13. Aufgrund ihrer optischen Konstruktion gehören sie bezogen auf die Öffnung dennoch zu den kompaktesten Teleskopen überhaupt. Diese Eigenschaft macht sie zu beliebten Reiseteleskopen. Auch auf engen Balkonen haben sie sich sehr gut bewährt.
Aufgrund des langsamen Öffnungsverhältnisses sind es Spezialteleskope für hohe Vergrößerungen. Auch langbrennweitige Okulare erreichen keine sehr schwachen Vergrößerungen: Selbst der kleine 90/1250er Maksutov erreicht mit einem 32mm-Okular nur eine 39-fache Vergrößerung (die minimal sinnvolle wäre bei 90 Millimeter Öffnung 13-fach). Bei größeren Modellen ist die minimale Vergrößerung noch stärker. Dementsprechend klein fallen auch die Gesichtsfelder am Himmel aus, und das Bild ist relativ dunkel.
Die Einsatzgebiete liegen entsprechend bei Objekten, die mittlere bis starke Vergrößerungen erfordern und keine großen Gesichtsfelder und kein helles Bild benötigen: Mond, Planeten und Doppelsterne gehören zu den Paradeobjekten der Maks. Sehr ausgedehnte Nebel mit geringer Flächenhelligkeit können jedoch auch bei optimalem Himmel nur schwer bis gar nicht beobachtet werden.
Kurze Achromate sind das genaue Gegenstück zum Maksutov (siehe oben): Durch den starken, bauartbedingten Farbfehler in Form eines Blau-Violett-Saums um helle Objekte, der mit der Öffnung und Lichtstärke zunimmt, sind sie für starke Vergrößerungen nur eingeschränkt brauchbar. Während die weit verbreiteten 80 Millimeter-Refraktoren dieser Klasse einen meiner Meinung nach eben noch vertretbaren Farbfehler aufweisen, wird er bei 100 und 120 Millimeter Öffnung schon sehr störend, wenn die Vergrößerung etwa 50- bis 60-fach übersteigt. Bei niedrigen Vergrößerungen wirkt sich dieser Fehler nicht störend aus.
Ihr Haupt-Einsatzgebiet sind daher großflächige Deep Sky-Objekte, ausgedehnte Sternhaufen und Nebel sowie allgemein Objekte, die lichtschwach sind oder eine große Fläche einnehemen, beispielsweise Kometen.
Die große Stärke dieser Fernrohre liegt darin, dass man für relativ wenig Geld sehr schöne Großfeld-Teleskope erhält. Gesichtsfelder von 4,5 Grad (neun Vollmonddurchmesser) sind möglich! Kaum eine andere Geräteklasse schafft so große Gesichtsfelder, sieht man von Ferngläsern und einigen astro-tauglichen Spektiven ab.
Durch ihre kurze Brennweite passen sie noch ins Handgepäck. Das gilt insbesondere für Modelle bis etwa 500 Millimeter Brennweite. Damit sind sie ideale Reiseteleskope für Reisen und Ausflüge in Regionen mit sehr dunklem Himmel. Solche Öffnungen zeigen bereits wesentlich mehr, als man denkt!
Diese häufig als "Volksapo" bezeichneten Refraktoren bestehen entweder aus einem zweilinsigen Objektiv mit einem speziellen optischen Glas, dem sog. ED-Glas (ED-Refraktor) oder einem dreilinsigen Objektiv ("Triplet", apochromatischer Refraktor). Diese Bauweise verringert den physikalisch bedingten Restfarbfehler eines klassischen achromatischen Refraktors.
Bezogen auf die Öffnungsklasse sind es wohl die einzigen echten Allround-Teleskope: Auch vergleichsweise lichtstarke Modelle dieser Teleskopklasse zeigen alle Klassen von Himmelsobjekten in guter bis sehr guter Qualität. Mond und Planeten werden vom Restfarbfehler kaum bis gar nicht beeinträchtigt, und die hohe Lichtstärke ermöglicht helle Bilder bei der Deep Sky-Beobachtung sowie große Gesichtsfelder.
Ihre Stärken liegen vor allem in der guten Transportabilität auf (Flug-)Reisen und gleichzeitig sehr guten Allround-Eigenschaften bei sehr guter optischer Qualität.
Nachteilig ist das schlechte Preis-Leistungs-Verhältnis: Bezogen auf den Handgepäck-Einsatz wird es preiswerter, einen kleinen Maksutov und einen kurzbrennweitigen, achromatischen Refraktor zu kaufen und je nach Beobachtungsziel eines der beiden Teleskope mitzunehmen.
Das perfekte Teleskop für alle Einsatzzwecke und Beobachtungsziele gibt es nicht. Je nach Rahmenbedingungen muss man sich vor dem Kauf überlegen, auf welche Eigenschaften des Teleskops man besonderen Wert legt, und wo man bereit ist, Kompromisse einzugehen.
Ist ein Aufbau nahe des Wohnraums oder Transport möglich, sollte für den Einstieg ein Allrounder angeschafft werden. Der Grund liegt darin, dass man als Einsteiger in der Regel noch nicht abschätzen kann, welche Bereiche der beobachtenden Astronomie den angehenden Sternfreund am meisten interessieren. Zeichnet sich nach einiger Zeit ein Beobachtungsschwerpunkt ab, kann es je nach Objektgruppe sinnvoll sein, über ein spezialisiertes Instrument nachzudenken.
Wenn möglich, sollte man verschiedene Teleskope auf Teleskoptreffen oder Volkssternwarten selbst ausprobieren um herauszufinden, mit welchem Fernrohrtyp man am besten harmoniert. Nicht jeder kommt mit jeder Teleskopbauweise gleich gut zurecht.