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Für einen Anfänger ist die Frage nach einem geeigneten Teleskop für den Einstieg in die Astronomie eine der schwierigsten, aber auch eine der wichtigsten Fragen. Ein ungeeignetes oder unbrauchbares Teleskop kann die Freude an der Amateurastronomie schnell zerstören. Mit einem gut durchdachten Fernrohr können die gröbsten Probleme vermieden werden. Dieser Artikel stellt die häufigsten falschen Vorstellungen noch einmal zusammenfassend dar und gibt Tipps für die Eigenschaften eines brauchbaren Einsteigerteleskops.
Aufgrund der Länge dieses Artikels setze ich das zusammenfassende Fazit ausnahmsweise an den Anfang:
Für die allermeisten Einsteiger in die Astronomie stellen sog. Allround-Teleskope die beste Wahl dar. Sie ermöglichen im Gegensatz zu anderen optischen Designs eine sehr gute Beobachtung einer Vielzahl von verschiedensten astronomischen Objekten und ihre Bedienung ist schnell und einfach zu erlernen. Man kann mit diesen Teleskopen hochwertig und abwechslungsreich beobachten. Als Standard unter den Allround-Teleskopen hat sich, nicht zuletzt wegen des sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnisses, der 8'' f/6 Dobson (Newton-Teleskop mit 203 Millimeter Öffnung und 1200 Millimeter Brennweite) durchgesetzt.
Es gibt aber kein endgültiges, perfektes Teleskop: Aus physikalischen und geometrischen Gründen kann kein optisches Design alle Arten von astronomischen Objekten optimal darstellen. Neben der reinen Bildschärfe und Kontrast kommen noch weitere Aspekte wie Gesichtsfeldgröße und Bildhelligkeit hinzu, die unmittelbar vom optischen Design abhängen. Es ist daher, wenn man die Möglichkeit hat, generell zu empfehlen, sich auf Teleskoptreffen oder Volkssternwarten vor dem Kauf verschiedene Geräte selber anzusehen und sich selbst ein Bild von den individuellen Vor- und Nachteilen zu machen.
Kein Teleskop, auch der beste Allrounder, ist die "Eierlegende Wollmilchsau", die allen Aspekten in Perfektion gerecht wird. Deshalb ist es wichtig, vor dem Teleskopkauf die individuellen relevanten Voraussetzungen zu prüfen, die für die Nutzung von Bedeutung sind. Bei der Frage nach dem am besten geeigneten Teleskop spielen die folgenden Randbedingungen eine entscheidende Rolle:
Budget: Neben den Kosten für das eigentliche Teleskop (bei Einsteigergeräten in der Regel mit Montierung und Stativ) kommen noch Ausgaben für okularseitiges Zubehör und weitere Ausrüstung hinzu. Der Gesamtpreis für dieses Zubehör kann besonders bei preiswerten Komplettgeräten schnell höher werden als der für das eigentliche Fernrohr. Dieser Aspekt muss bei der Auswahl eines Teleskops berücksichtigt werden.
Die Fragen nach dem Beobachtungsplatz und den Transportmöglichkeiten gehen Hand in Hand. Das an sich beste Teleskop ist nutzlos, wenn es z.B. wegen seiner Unhandlichkeit kaum zum Einsatz kommt.
Beobachtet man auf dem Balkon, der Terrasse oder im Garten, setzt lediglich die körperliche Belastbarkeit die Obergrenze bei Abmessungen und Gewicht. Beim Balkon muss man auf seine Maße und die Brüstungshöhe achten: Das Achsenkreuz der Montierung sollte nicht wesentlich niedriger als die Höhe der Brüstung sein, um den sichtbaren Himmel optimal nutzen zu können.
Soll das Teleskop transportiert werden, ist die Größe des Geräts durch den Platz im Fahrzeug limitiert. Mittellange, dickere Teleskoptuben können, mit Gurten gesichert, auf der Rücksitzbank gelagert werden.
Ist man gezwungen, das Teleskop als Handgepäck zu transportieren, kommen praktisch nur kurzbauende Optiken mit kleiner Öffnung (maximal ca. fünf Zoll) in Frage. Hier ist es vorteilhaft, sich vorher darüber klar zu werden, welche Objekte schwerpunktmässig beobachtet werden sollen: Da Apochromaten und ED's, die einzigen echten Allrounder in dieser Größenklasse, sehr teuer sind, kommt der Aspekt, dass nicht jedes Fernrohr für alle Objekte gleich gut geeignet ist, hier besonders stark zu tragen.
Ausnahmen bilden hier speziell konstruierte Reisedobsons, die als Gitterkonstruktion zusammen geklappt in einem Koffer getragen werden können. Solche Konstruktionen werden oft als Eigenbau verwirklicht, da sie kommerziell relativ teuer sind (über 1100 Euro).
Ein großer Vorteil ist es, wenn man bereits erste Beobachtungserfahrungen gesammelt hat (beispielsweise auf Teleskoptreffen oder bei Volkssternwarten) und realistisch einschätzen kann, welche Objektgruppen (z.B. Mond/Planeten oder Nebel und Galaxien) einen besonders interessieren. In diesem Fall kann gezielt ein für die jeweiligen Objekte besonders gut geeignetes Instrument erworben werden.
Hier werden die drei wichtigsten und häufigsten falschen Vorstellungen in Bezug auf Teleskope allgemein und speziell auf Einsteigerteleskope zusammen gefasst.
Da astronomische Objekte sehr weit entfernt sind, kommt man als Anfänger verständlicherweise zu dem Schluss, dass eine möglichst starke Vergrößerung Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Himmelsbeobachtung ist. Dieser Mythos wird durch die extremen Vergrößerungen in Werbeanzeigen gerade für Billigteleskope oft gestärkt. In Wirklichkeit ist in der Regel das Gegenteil der Fall:
Die maximal sinnvolle Vergrößerung ist grundsätzlich der doppelte Objektiv- bzw. Spiegeldurchmesser in Millimeter. Darüber hinaus wird das Bild dunkel, kontrastarm und flau. Lediglich bei sehr kontrastreichen Objekten wie Mond und Doppelsternen kann man bei entsprechender Optik- und Luftqualität etwas über dieses Limit hinaus gehen. Die sog. Förderliche Vergrößerung, ab der keine weiteren Details aufgelöst werden, ist physikalisch bedingt sogar "nur" etwa so hoch wie die Öffnung in Millimeter. Darüber hinaus werden die vorhandenen Strukturen nur größer dargestellt. Das muss uns jedoch nicht entmutigen, da die atmosphärischen Luftturbulenzen, das sog. Seeing, Vergrößerungen über 200-fach nur extrem selten zulassen, wenn sie sinnvoll genutzt werden sollen.
Hohe Vergrößerungen sind bei Sonne, Mond, Planeten und Doppelsternen sinnvoll, da es hier sehr viele feine Strukturen zu erkennen gibt. Im Deep Sky-Bereich sind die meisten Objekte bei schwachen bis mittleren Vergrößerungen meistens eindrucksvoller und nicht zuletzt auch heller als bei starken Vergrößerungen.
Natürlich ist und bleibt die Öffnung (Objektiv- bzw. Spiegeldurchmesser) das entscheidende Leistungsmerkmal eines Teleskops, da mit ihr Lichtsammelvermögen, Grenzgröße und die Auflösung steigen. Oft wird deshalb bei der Teleskopwahl in erster Linie auf das Kriterium "große Öffnung" geachtet. Die Folge hieraus ist, dass man zwar für sein Budget ein recht leistungsfähiges Teleskop als optischen Tubus erwerben kann, aber das benötigte Zubehör (Montierung und Stativ, Okulare, Zenitspiegel) schnell aus den Augen verloren wird und auf preiswertes Zubehör mit suboptimaler Qualität und/oder zu schwache Montierungen zurückgegriffen wird.
Hier gilt: Eine Kette ist nur so stark wie das schwächste Glied. Die beste Optik liefert kein gutes Bild, wenn die Okulare oder der Zenitspiegel von schlechter Qualität sind und die Schärfe verringern oder andere physikalische Abbildungsfehler in das System einführen. Das geschieht leider viel häufiger, als man denkt. Nicht zuletzt ist die Verarbeitungsqualität der mechanischen Komponenten des Tubus (zum Beispiel spielfreier Okularauszug und Justagestabilität der optischen Elemente) von elementarer Bedeutung für die Bildqualität. Eine instabile Montierung beeinträchtigt mit ihrer Schwingungsanfälligkeit ebenfalls die Abbildungs- und Beobachtungsqualität.
Die Justage ist ebenfalls für eine gute Bildqualität entscheidend. Hier gilt: Erst eine sehr gute Justage kann das Leistungsvermögen der Optik ins Okular bringen. Dejustierte Optiken liefern unscharfe Bilder und erzeugen Abbildungsfehler (Koma). Ein perfekt justiertes Teleskop mit 15 Zentimeter Öffnung liefert beispielsweise ein schärferes und detailreicheres Bild als ein schlecht justiertes Teleskop mit 20 Zentimeter Öffnung. Die Ansprüche an die Justage steigen mit der Lichtstärke. Während sich bei f/8 kleine Ungenauigkeiten praktisch nicht auswirken, entscheiden bei f/5 und noch mehr f/4 bereits kleinste Ungenauigkeiten in der Justage über ein gestochen scharfes oder matschiges Bild. Gerade Anfänger tun sich mit der Justage oft schwer, so dass dies beim Kauf berücksichtigt werden sollte.
Bei einem gegebenen Budget sollte also mit bedacht werden, dass die genannten Komponenten ebenso wichtig sind wie die Optik selber, wenn man gute Beobachtungsergebnisse erhalten möchte. Dies kann sehr schnell sehr teuer werden, da beispielsweise lichtstarke Teleskope hochwertige und extrem teure Okulare benötigen, wenn das Bild bis zum Rand scharf sein soll. Man sollte in einem solchen Fall lieber eine kleinere und weniger lichtstarke Optik mit hochwertigen Zubehör und einer stabilen Montierung kaufen oder etwas länger sparen. Der Faktor stabile Montierung gilt auch für die Rockerboxen der beliebten Dobson-Teleskope. Auch hier gibt es beträchtliche Stabilitätsunterschiede.
Der Gebrauchtmarkt ist eine Alternative. Hier kann man gute Geräte mitunter verhältnismäßig preisgünstig erwerben.
Natürlich hat die zentrale Obstruktion (Abschattung durch Fangspiegel) zumindest rechnerisch einen Einfluss auf die Abbildung, da sie die Beugungserscheinungen des Lichts verstärkt. Dies führt oft zu der Auffassung, dass sie die Abbildungsleistung sichtbar beeinträchtigt. Während sie bei der Fotografie praktisch gar nicht stört (hier kann man den Kontrast nachträglich anheben), macht sich die durch die Obstruktion hervorgerufene Weichzeichnung im visuellen Bereich erst ab ca. 37 Prozent Obstruktion (bezogen auf den Durchmesser), und richtig deutlich bei 50 Prozent bemerkbar.
Bei Teleskoptypen mit Obstruktionen um 37 Prozent kommt oft die sog. Bildfeldwölbung und Koma mit ins Spiel, die ebenfalls für Unschärfen abseits der optischen Achse sorgen, die mitunter sogar stärker sind als die der Obstruktion. Aus diesem Grund ist bei solchen Teleskopen die große Obstruktiopn nicht der Hauptgrund für eine mitunter erkennbare Weichzeichnung: Verschiedene Teleskoptypen mit 37 Prozent Obstruktion bilden meiner Erfahrung nach unterschiedlich scharf ab, je nach Stärke der Bildfeldwölbung.
Selbst bei 25% Obstruktion ist der Effekt so marginal, dass man ihn wenn überhaupt nur im direkten Vergleich mit einem perfekten (!) nicht obstruierten System erkennt. Jede noch so kleine Dejustage, leichtes Streulicht oder seeingbedingte Unschärfe hat einen stärkeren Einfluss auf die Bildgüte als 25 Prozent Obstruktion. Die folgende Grafik veranschaulicht die Auswirkungen anhand einer Simulation.
Man erkennt deutlich die kaum bis gar nicht wahrnehmbaren Obstruktionseinflüsse von 25 Prozent und weniger Obstruktion. Der einzige nicht wegzudiskutierende Einfluss der Obstruktion ist der auf das Lichtsammelvermögen. Aber auch hier sind die Einbußen gering.
Ein gutes Einsteigerteleskop sollte folgende Eigenschaften aufweisen:
Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis:
Eine gute Qualität aller Komponenten ist selbstverständlich die Grundvoraussetzung für ein brauchbares Teleskop. Es bringt nichts, wenn die Optik keine einwandfreien Bilder liefert oder das Fernrohr bei der kleinsten Erschütterung zu schwingen beginnt, so dass eine vernünftige Beobachtung unmöglich ist. Trotz aller Qualitätsansprüche sollte sich ein gutes Einsteigerteleskop in einem vertretbarem preislichen Rahmen bewegen: Merkt man mit der Zeit, dass das Interesse nachlässt, hält sich der finanzielle Verlust in Grenzen. Bei entsprechender Qualität ist dann ein günstiger Weiterverkauf möglich. Man darf hierbei auch nicht vergessen, dass noch Geld für das okularseitige Zubehör benötigt wird.
Ausreichend Öffnung
Deep Sky-Objekte werden mit zunehmender Öffnung besser dargestellt, da sie dann heller und detailreicher erscheinen. Mit kleinen Öffnungen sind die meisten Nebel und Galaxien nur kleine, diffuse Flecken. Mit Öffnungen um 20 Zentimeter zeigen zahlreiche Objekte bereits Strukturen. Strukturierte Objekte wie Mond und Planeten zeigen dann auch wesentlich mehr Details auf ihrer Oberfläche. Der Qualitätsgewinn ist so groß, als wenn ein Vorhang weggeschoben wird. Jedoch sollte nur zu Gunsten einer möglichst großen Öffnung das benötigte Zubehör, das mit entsprechender Qualität als Neuware auch seinen Preis hat, nicht aus den Augen verloren werden.
Orientierungsmöglichkeit:
Ein zweckmäßiges Einsteigerteleskop sollte alle Arten von Himmelsobjekten in einer guten Qualität zeigen. Solche Teleskope werden deshalb oft als "Allrounder" bezeichnet. Dies ist bei nicht allen Teleskoptypen der Fall. Beispielsweise haben die für Anwendungen mit hohen Vergrößerungen (Schwerpunkt Mond und Planeten) ausgelegten Maksutovs für die meisten Deep Sky-Beobachtungen ein zu kleines Gesichtsfeld und ein zu dunkles Bild. Man könnte gute Einsteigerteleskope auch treffend als Orientierungsteleskope bezeichnen: Sie ermöglichen eine gute Beobachtung aller Objektklassen. Hat man mit der Zeit gemerkt, welche Sorte von Himmelsobjekten einen am meisten interessieren, kaufen sich viele Sternfreunde ein Spezialteleskop, das diese Objekte in noch besserer Qualität zeigt als ein Allrounder.
Lange Nutzungsdauer:
Teleskope sind kein Verbrauchsmaterial und sollten bei sachgerechtem Umgang im Prinzip unbegrenzt haltbar sein, so dass ein Wechsel bzw. Zukauf von Optiken nur bei veränderten Ansprüchen oder Beobachtungsvorlieben erforderlich wird. Ein gutes Einsteigerteleskop sollte also diesem Anspruch gerecht werden und von der Verarbeitung her robust und solide sein. Im Idealfall soll ein zum Einstieg gekauftes Teleskop auch dann Freude und Nutzen bringen, wenn man sich später ein spezialisiertes Teleskop kaufen sollte. Das erste Einsteigerteleskop kann dann je nach Größe und Typ als Reisefernrohr, Allrounder oder für die schnelle Beobachtung zwischendurch ("Schnellspechteln") dienen. Gute Einsteiger-Teleskope können Spaß und Beobachtungspotential für ein ganzes Leben bieten.
Ausbaufähigkeit:
Teleskopsysteme sind ähnlich wie Computer modular aufgebaut. Das heißt, die verschiedenen Komponenten lassen sich meist austauschen, ersetzen oder erweitern. Das einfachste und gleichzeitig sinnvollste Beispiel ist der Zukauf von weiteren Okularen. Ein Teleskop muss aus diesem Grund zwingend einen 1 ¼ Zoll- oder Zwei-Zoll-Anschluss haben. Alte Teleskope, insbesondere Teleskope der Billigst-Klasse, verwenden noch den seit Jahren veralteten 0,96 Zoll-Standard (24,5 Millimeter Steckdurchmesser). Von solchen Geräten muss dringendst abgeraten werden, da es hierfür praktisch kein brauchbares Zubehör mehr gibt.
Weitere Ausbaumöglichkeiten sind exemplarisch Einrichtungen zum Aufsuchen von Objekten, bei Newton-Teleskopen ein Wechsel von Haupt- und Fangspiegel je nach individuellen Bedürfnissen sowie der Ausbau zu astrofoto-tauglichen Teleskopen.
Die folgenden Vorschläge für brauchbare Einsteiger-Teleskope sind nach Kosten ansteigend aufgelistet. Alle Geräte erfüllen so gut es geht den Anspruch, in Bezug auf die Teleskopöffnung möglichst gute Allround-Eigenschaften aufzuweisen. Den endgültigen Allrounder gibt es nicht, man muss stets den für seine individuellen Ansprüche geeignetsten Kompromiss finden. Nach Möglichkeit sollte man verschiedene Teleskope vor dem Kauf bei anderen Sternfreunden testen.
Preis: ca. 150 - 200 Euro
Dies ist eines der wenigen Teleskope unter 200-300 Euro, das für diesen Preis eine annehmbare Leistung bietet. 70 Millimeter Öffnung zeigen am Mond bereits eine Menge Detail, und auch die Planeten lassen die wichtigsten Strukturen erkennen: Jupiter zeigt mindestens drei Wolkenbänder mit Strukturen und Helligkeitsunterschiede in den dunklen Polgebieten. Saturn lässt bei größerer Ringöffnung die Cassini-Teilung, wenn auch nicht umlaufend, erkennen.
Im Deep Sky-Bereich kann es aufgrund der geringen Öffnung nicht mehr zeigen als ein besseres Fernglas. Bei der Verwendung langbrennweitiger Okulare erscheinen viele offene Sternhaufen und helle Nebel komplett mit Umgebung im Gesichtsfeld. Die ebenfalls weit verbreitete Version mit 900 Millimeter Brennweite ist eher auf die Beobachtung von Mond und Planeten ausgelegt.
Der Hauptvorteil dieses Teleskops liegt in der öffnungsbedingten kurzen Auskühlzeit: Die Zeit, die das Fernrohr benötigt, um sich an die Umgebungstemperatur anzupassen, ist meiner Erfahrung nach praktisch vernachlässigbar. Somit ist das Gerät ein ideales Zweitgerät, wenn man kurze Beobachtungsfenster nutzen möchte. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist es bei zahlreichen Amateurastronomen als preiswertes und gutes Zweitgerät extrem beliebt.
Das Öffnungsverhältnis von f/10 ist okularunkritisch. Auch preiswerte Plössl-Okulare liefern bereits ein gutes Bild. Ein Transport als Handgepäck ist gut möglich.
Preis: ca. 200 Euro
Dieses handliche Teleskop hat sich in jüngerer Zeit einen sehr guten Ruf als anfängertaugliches Teleskop erarbeitet. In dieser Preisklasse gilt es derzeit als das beste Einsteigerteleskop. Es handelt sich um ein Newton-Teleskop in Dobson-Bauweise mit 130 Millimeter Öffnung und 650 Millimeter Brennweite (f/5).
Der optische Tubus lässt sich zum Transport an zwei Schienen zusammen schieben. Er wird mit einer Standard-Schiene an einer Tischmontierung aus Holz befestigt. Das gesamte Gerät ist handgepäcktauglich und wiegt ohne Verpackung knapp sieben Kilo. Die Optik ist voll justierbar.
Es ermöglicht gute bis sehr gute Beobachtungen an Mond und Planeten. Im Deep Sky-Bereich zeigen zahlreiche Objekte bereits Strukturen. Mir ist jedoch keine Möglichkeit bekannt, einen Sonnenfilter sicher zu befestigen. Für die Sonnenbeobachtung ist es also meines Wissens nach untauglich.
Der Nachteil besteht darin, dass man für eine bequeme Beobachtungsposition einen stabilen Balkontisch oder ein anderes, stabiles Podest benötigt. Das Teleskop lässt sich auch auf ein Fotostativ setzen und der optische Tubus an einer parallaktischen Montierung befesgtigen.
Auch wenn es vom optischen Design her eher für schwache bis mittlere Vergrößerungen ausgelegt ist, ermöglicht das Teleskop dennoch ein breites Spektrum an Beobachtungsmöglichkeiten über den gesamten Vergrößerungsbereich.
Preis: Optischer Tubus ca. 120 - 130 Euro, brauchbare Montierung mindestens ca. 150 Euro
Prinzipiell gilt für die Anwendungsbereiche und Möglichkeiten das gleiche wie für den 70mm-Achromaten. Aufgrund der größeren Anfangsöffnung bietet es naturgemäß in allen Bereichen eine sichtbar bessere Leistung. Mit der größeren Öffnung nimmt allerdings auch der bei Achromaten Bauart bedingte Restfarbfehler gegenüber dem 70mm-Teleskop zu, er ist jedoch noch in einem vertretbaren und nicht störendem Rahmen. Diese Eigenschaften machen das Teleskop ebenfalls zu einem beliebten Zweitteleskop.
Mit 90 Millimeter Öffnung kommt man meiner Erfahrung nach in den Bereich, in dem bei Mond, Planeten und Doppelsternen in den meisten Fällen die Luftunruhen nicht mehr Auflösung zulassen würden, als das Teleskop theoretisch zu leisten imstande ist. Die maximal sinnvolle Vergrößerung von 180-fach kann man seeingbedingt nur selten sinnvoll ausnutzen. Dieser Umstand hängt jedoch in erheblichem Maße vom Beobachtungsstandort ab.
Das Öffnungsverhältnis von f/10 ist okularunkritisch. Auch preiswerte Plössl-Okulare liefern bereits ein gutes Bild. Ein Transport als Handgepäck ist eben noch möglich, wenn man von Flugzeug-Handgepäck absieht.
Preis: ca. 375 - 400 Euro
Dieses Teleskop gilt derzeit als DAS Einsteiger-Teleskop schlechthin und zu Recht als der beste Allrounder. Er bietet das mehr als bvierfache Lichtsammelvermögen gegenüber dem 90mm-Refraktor und bei entsprechenden Bedingungen das doppelte Auflösungsvermögen. Es kann also rein rechnerisch, wenn das Seeing mitspielt, viermal mehr Details an Mond und Planeten zeigen.
Die Dobson-Montierung ist nach einer kurzen Eingewöhnungsphase einfach und intuitiv zu bedienen. Sie ist eine spezielle Bauart der azimutalen Montierung. Über die Höhenräder am Tubus wird die Höhe über dem Horizont eingestellt, und mit dem drehbaren Teller am Fuß kann die Azimut-Position parallel zum Horizont verändert werden. Dies ermöglicht eine einfache Nachführung per Hand.
Die Brennweite von 1200 Millimeter ermöglicht in Verbindung mit der Lichtstärke (Öffnungsverhältnis) von f/6 und langbrennweitigen Zwei-Zoll-Okularen schwache Vergrößerungen und sehr große Gesichtsfelder von gut vier Vollmonddurchmessern (gut zwei Grad). Die große Öffnung macht zahllose lichtschwache Deep Sky-Objekte erreichbar, und sehr viele Nebel und Galaxien zeigen Strukturen. Das Bild ist dann sehr hell. Die größte sinnvolle Austrittspupille von sieben Millimetern ist erreichbar. Bei Mond und Planeten ermöglicht diese Brennweite umgekehrt eine starke Vergrößerung, ohne auf extrem kurzbrennweitige Okulare zurück greifen zu müssen. Es kann also das gesamte sinnvolle Vergrößerungsspektrum mit einem Gerät abgedeckt werden.
Eine durchdachte Konzeption des Fangspiegels macht es möglich, die unvermeidliche zentrale Abschattung (Obstruktion) auf 20 Prozent des Hauptspiegeldurchmessers zu reduzieren. In der Massenproduktion werden in der Regel ca. 25% Obstruktion erreicht. Das ist immer noch ein sehr guter Wert, verglichen mit anderen Spiegelsystemen gleicher Öffnung. Je kleiner diese Obstruktion ist, umso besser wird der Kontrast an Mond und Planeten, aber auch wenn es um die Sichtbarkeit schwacher Sterne geht.
Das Öffnungsverhältnis von f/6 ist auch viel einfacher zu justieren als lichtstärkere Newton-Teleskope. Dies ist besonders bei Anfängern ein wichtiger Aspekt. Die Justage von lichtstarken Teleskopen muss äußerst präzise erfolgen und ist von ungeübten Beobachtern nur schwer mit der nötigen Genauigkeit durchzuführen. Letztendlich stellt f/6 bei weitem nicht so hohe Ansprüche an die Okulare wie f/5 oder gar f/4. Wer hohe Ansprüche an die Bildqualität stellt, benötigt dennoch aufwändiger konstruierte und damit teurere Okulare als bei den oben genannten Refraktoren. Die physikalisch bedingten Abbildungsfehler Koma und Bildfeldwölbung halten sich bei f/6 ebenfalls in absolut akzeptablen Grenzen.
Newton-Teleskope lassen sich im Gegensatz zu anderen Teleskoptypen relativ einfach optimieren. Eine Anleitung hierfür würde an dieser Stelle zu weit führen.
Diesen Vorteilen stehen jedoch auch einige Nachteile gegenüber. Mit der Nachführung, die einem extrem feinfühligen Nachschubsen des Tubus gleichkommt, kommt nicht jeder Beobachter klar. Hier gilt einmal mehr, das ins Auge gefasste Teleskop vor dem Kauf nach Möglichkeit mit anderen Sternfreunden auszuprobieren.
Ein Dobson dieser Öffnungsklasse hat in Bezug auf die Abmessungen bereits eins stattliche Größe. Ein ca. 1,20 Meter langes und etwa 23 Zentimeter dickes Rohr ruht bei der Beobachtung in einer ca. 50 Zentimeter hohen und am Fuß über 30 Zentimeter breiten Rockerbox. Das Gesamtgerät wiegt über 20 Kilo, und das schwerste Einzelteil ca. zehn Kilo. Ein Transport als Handgepäck über längere Strecken ist also ausgeschlossen. Es ist also ein Fahrzeug erforderlich, wenn sich der Beobachtungsplatz nicht in unmittelbarer Nähe der Wohnung befindet.
Preiswertere Alternativen sind ein 150/1200mm Dobson, der jedoch eher auf Mond und Planeten ausgelegt ist aber eben noch als Allrounder durchgehen kann oder ein 150/900mm Dobson. Für diesen gilt prinzipiell das gleiche wie für den ausführlich besprochenen Dobson, jedoch hat er aufgrund der um 25% kleineren Öffnung ein geringeres Leistungsvermögen.
GoTo ist ein computergesteuertes System, das jedes beliebige optische System automatisch an jeden Punkt am Himmel steuern kann. Das Aufsuchen von Objekten mit GoTo ist sehr schnell und besonders bei der Astrofotografie von lichtschwachen Objekten, die mit dem bloßen Auge nicht sichtbar sind, von großem Vorteil.
Je nach Qualität und Ausstattung ist die Initialisierung des Systems einfach bis kompliziert. Bei einigen preiswerten Modellen müssen die Initialisierungssterne von Hand eingestellt werden. Dies setzt zumindest Grundkenntnisse des Himmels voraus. Es ist gerade für Einsteiger auch deshalb nachteilig, da man beim Einstieg mit GoTo die Orientierung am Nachthimmel nicht so schnell und gut erlernt, als wenn man alles manuell einstellt. Viele erfahrene Amateurastronomen mögen GoTo auch aus dem Grund nicht, da man beim manuellen Anfahren der Objekte mit dem bloßen Auge wesentlich mehr vom Himmel sieht, als wenn die Einstellung per Knopfdruck geschieht.
GoTo Systeme der unteren Preisklasse sind Erfahrungsberichten zufolge mitunter umständlich zu handhaben, und sie arbeiten bisweilen unzuverlässig. Dies soll vor allem für etwas ältere Geräte gelten. In dieser unteren Preisklasse, also bei GoTo-Teleskopen mit kleiner Öffnung, taucht ein weiteres für Einsteiger gravierendes Problem auf: Diese Systeme enthalten teilweise weit über 10.000 Objekte, die von der Helligkeit her mit dem betreffenden Teleskop gar nicht erreicht werden können. Das Problem kommt daher, dass hier die Datenbänke, die für Geräte der acht- bis zehn Zoll-Klasse erstellt wurden, teilweise 1:1 bei den Kleinteleskopen übernommen wurden. Das Teleskop wird dann zwar an die richtige Position navigiert, es ist jedoch außer Sternen nichts zu sehen. Der Ensteiger ohne dieses Hintergrundwissen denkt verständlicherweise an einen Fehler und ist frustriert.
Bei GoTo-Systemen und Nachführung generell muss man auch die benötigten Batterien berücksichtigen.
Ergänzender Artikel: Teleskopkauf: Vorbereitung, Beratung und Test