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Erste Schritte mit dem Teleskop

1. Einleitung
2. Aufbau
3. Die Justage des Suchers
4. Ausbalancieren der Optik
5. Justage der Optik
6. Die erste Beobachtung

Neben der optischen und mechanischen Qualität eines Teleskops und seiner Komponenten ist die richtige Handhabung des Geräts sehr wichtig für erfolgreiche Himmelsbeobachtungen. Dieser Artikel soll Tipps für die ersten Schritte mit dem neuen Teleskop geben.

Zunächst muss man sich mit dem neuen Teleskop vertraut machen und es "einrichten". Im weiteren Sinne kann man Teleskop-Systeme in diesem Zusammenhang mit einem PC vergleichen: Er kann nach Kundenwünschen zusammen gestellt werden und muss nach dem Kauf betriebsbereit gemacht werden, damit er optimal funktioniert.

Aufbau

Nachdem das Teleskop ausgepackt und auf Vollständigkeit und Schäden geprüft wurde, kann der Aufbau gemäß der Betriebsanleitung beginnen. Das Fernrohr sollte zunächst ein- bis zweimal in der Wohnung aufgebaut werden. Hier hat man alle benötigten Werkzeuge griffbereit, und bei Tageslicht geht der Aufbau leichter. Erst wenn man den Aufbau bei Tageslicht "im Schlaf" beherrscht, sollte man das Gerät am Beobachtungsplatz für Nachtbeobachtungen aufbauen.

Die Justage des Suchers

Der zweite Schritt zur Einrichtung des Teleskops ist die korrekte Justage des Suchers bzw. Peilers. Diese wird bei Tageslicht an fest stehenden terrestrischen Objekten durchgeführt. Ich gehe dabei immer folgendermaßen vor:

Die Justage sollte an einem markanten Punkt erfolgen, der im Idealfall mindestens 100 Meter entfernt ist, aber sowohl bei der schwachen Sucher-Vergrößerung als auch bei schwacher bis mittlerer Vergrößerung im Teleskop gut und eindeutig zu erkennen ist. Der Gegenstand wird im Teleskop mit der kleinsten möglichen Vergrößerung ( !!! ) aufgesucht und zentriert. Hierfür wird das Okular mit der längsten Brennweite (sie ist auf dem Okular in Millimetern aufgedruckt) in den Okularauszug gesetzt.

Das zentrierte Objekt ist nun auch im Sucher zu erkennen. Die Sucherhalterung, der sog. Lagerbock, hat mindestens drei, bei besseren Ausführungen sechs Schrauben, mit denen die Justage durchgeführt wird. Zunächst werden alle Schrauben lose gedreht. Der Sucher liegt jetzt lose im Lagerbock. Sofern der Tubus nicht zu steil nach oben zeigt, fällt er meiner Erfahrung nach aber nicht heraus. Jetzt wird mit den zwei unteren Schrauben eines Rings das im Teleskop angepeilte Objekt zentriert. Ist dies der Fall, wird die dritte Schraube so weit in den Lagerboch geschraubt, bis sie den Tubus des Suchers berührt.

Im Prinzip ist der Sucher damit justiert, die Justage ist jedoch noch sehr instabil. Die drei Schrauben müssen nun behutsam festgezogen werden, am besten der reihe nach im oder gegen den Uhrzeigersinn. Haben die Schrauben Konterringe, sollten auch diese fest angezogen werden. Die ggf. vorhandenen Schrauben eines zweiten Rings dienen der stabileren Befestigung der Lage des Suchers. Sie werden angezogen, wenn die ersten drei Schrauben festgezogen sind.

Das Foto zeigt einen am Teleskop mittels Lagerbock befestigten 6*30-Sucher. Man erkennt die chromfarbenen Feststellschrauben und die dazugehörigen Konterringe zur Fixierung der Justage.

Sucherfernrohr

Hat sich die Justage des Suchers beim Transport verstellt, kann sie auch bei Nacht am Stern oder an weit entfernten Lichtquellen oder markanten Horizontformationen vorgenommen werden. Die Justage am Stern ist aufgrund der täglichen Himmelsdrehung jedoch etwas fummelig.

Die Justage des Suchers muss in gewissen Abständen erneuert werden. Peiler werden in der Regel mit zwei Drehknöpfen justiert.

Ausbalancieren der Optik

Das Teleskop-System muss ausbalanciert werden, damit die Montierung nicht ungleichmäßig belastet wird. Das erhöht zusätzlich die Nachführgenauigkeit bei elektrischer Nachführung. Ein Teleskop wird folgendermaßen ausbalanciert:

Bei einer azimutalen Montierung und parallaktischen Gabelmontierung werden beide Achsen gelockert und der Tubus so lange verschoben, bis man die Positionen in Azimut und Höhe verstellen kann, ohne dass die Montierung bei gelockerten Klemmschrauben ihre Ausrichtung verändert. Bei vielen Geräten dieser Art ist die Montierung mit dem Teleskoptubus im Schwerpunkt fix verbunden.

Eine Deutsche Montierung muss in zwei Schritten Ausbalanciert werden. Zunächst wird das Gerät in Rektaszension ausbalanciert. Hierfür wird die Rektaszensinosachse gelockert und das Gegengewicht entlang der Achse verschoben. Die Ausbalancierung ist dann korrekt, wenn das Teleskop um die Stundenachse gedreht werden kann, und es in jeder Position seine Ausrichtung beibehält, ohne der Schwerkraft folgend abzusinken.

Nun wird das Teleskop in Deklination ausbalanciert. Hierfür wird die Deklinationsachse der Montierung gelöst und der Tubus so lange vor- und zurück bewegt, bis die Montierung um die Deklinationsachse gedreht werden kann, ohne dass sie in irgend einer Position der Schwerkraft folgend die Ausrichtung ändert.

Abschließend werden beide Achsen gelockert und Feinkorrekturen von Gegengewichts- und Tubuspositionen vorgenommen, bis die Montierung in jeder Position bei gelockerten Klemmschrauben in ihrer Ausrichtung verbleibt. Das Foto zeigt ein auf einer Deutschen Montierung montiertes Teleskop. Sowohl der Tubus als auch die Gegengewichtsstange sind parallel zum Erdboden ausgerichtet. Verbleiben diese beiden Komponenten bei gelösten Klemmschrauben in ihrer Position, ist die Ausbalanierung korrekt ausgeführt.

Ausbalancierung

Es ist wichtig, dass beim Lösen der Klemmschrauben stets eine Hand unter den Tubus gehalten wird. Bei ungleichmäßiger Gewichtsverteilung gibt die gelockerte Achse der Gravitation folgend nach, und der wertvolle Tubus kann gegen das Stativ schlagen und beschädigt werden.

Hat man diese Arbeit erledigt, kann man die entsprechenden Positionen der Geräte zueinander an Montierung, Tubus und ggf. Gegengewicht und -stange markieren, dann geht die richtige Positionierung beim nächsten Aufbau ohne Zeitverzögerung. Lediglich bei schwerem okularseitigem Zubehör muss die Ausbalancierung ggf. angepasst werden.

Die Justage der Optik

Bei allen Teleskopen muss die Justage der Optik des Teleskops überprüft werden. Häufig wird die Optik ab Werk vorjustiert, zumindest bei höherwertigen Modellen. Durch stärkere Erschütterungen beim Transport kann sich diese Justage jedoch abhängig von der mechanischen Robustheit des Geräts mehr oder weniger stark verändern. Das ist ein völlig normaler Vorgang und kein Gerätemängel. Die Justage sollte sehr gewissenhaft vorgenommen werden, da eine dejustierte Optik ihr Leistungsvermögen nicht entfalten kann. Viele scheinbar schlechte Optiken sind in Wirklichkeit nur dejustiert.

Für die Justage gibt es Hilfsmittel, zum Beeispiel Justierlaser oder Justierokulare. Die Fein- und Feinstjustage muss mitunter am Stern vorgenommen werden. Dennoch kann man mit diesen Hilfsmitteln sehr genau justieren. Lichtstarke Optiken müssen wesentlich präziser und häufigher justiert werden als lichtschwächere Optiken, da sich hier bereits kleinste Dejustierungen fatal auf die Bildqualität auswirken. Es versteht sich von selbst, dass die Auswirkungen der Dejustage mit der Vergrößerung zunehmen.

Genaue Anleitungen zur Justage der verschiedenen Teleskope würden an dieser Stelle zu weit führen. Im Einzelfall ist die genaue Vorgehensweise auch von der Konstruktion des Teleskops abhängig und der Bedienungsanleitung zu entnehmen.

Mit Ausnahme von Gitterrohr-Newtons, die bei jedem Aufbau justiert werden müssen, hält die Justage in der Regel mindestens einige Beobachtungen (bei Newtons und Schmidt-Cassegrains) oder mehrere Monate oder gar Jahre bei anderen Systemen, sofern man den Tubus keinen größeren Stößen oder Erschütterungen aussetzt.

Refraktoren stellen in diesem Punkt einen Sonderfall dar. Hochwertige Refraktoren haben eine justierbare Objektivfassung, oder die Linsen sind so fix justiert, dass eine Dejustage unter normalen Umständen und bei sachgemäßer Handhabung nicht vorkommt. Die Justage einer Objektivfassung sollte von einem Fachmann vorgenommen werden. Sie hält im Normalfall sehr lange.

Preiswerte Refraktoren der Einsteiger-Klasse haben in aller Regel keine Möglichkeit, ein Objektiv nachzujustieren. Da hat man, was man hat. Ist eine Refraktor-Optik so stark dejustiert, dass die Bildqualität darunter leidet, wird eine Reparatur teurer als ein neues Teleskop. In diesem Fall sollte das Gerät reklamiert werden.

Die erste Beobachtung: Eine Tagesbeobachtung

Nun ist das Teleskop für Beobachtungen eingerichtet, und wir können unsere ersten Beobachtungen durchführen. Bis man sich mit dem Teleskop vertraut gemacht hat, sollten die ersten Beobachtungen bei Tageslicht an terrestrischen Objekten durchgeführt werden. Erst wenn man das Gerät und das Zubehör beherrscht, sollte man Beobachtungen bei Dunkelheit durchführen.

Für die erste Beobachtung sollte man ein markantes Objekt aussuchen und im Sucher zentrieren. Ideal sind detailreiche und nicht zu dunkle Gegenstände, zum Beispiel Gebäudedetails in mittlerer bis großer Entfernung. Beginnen Sie, das Objekt mit der schwächsten Vergrößerung, also dem Okular mit der längsten Brennweite, zu beobachten. Das Bild sollte nach der Fokussierung von guter bis sehr guter Schärfe sein, evtl. erkennt man je nach Teleskop-Okular-Kombination Randunschärfen und eine leichte Abdunkelung des Bildes zum Bildfeldrand hin (Vignettierung).

Nachdem das Objekt im Okular nachzentriert wurde, können wir es uns bei höheren Vergrößerungen ansehen. Mit jedem Okularwechsel muss das Bild in der Regel neu fokussiert werden. Einige Okularserien sind homofokal (auch parfokal genannt), das heisst, es muss beim Wechsel nur geringfügig bis gar nicht nachfokussiert werden.

Während des Fokussierens wird Ihnen auffallen, dass die Zitterbewegungen des Bildes mit der Vergrößerung zunehmen. Dieses Zittern ist nichts anderes als das mit dem Bild mitvergrößerte Schwingen der Montierung. Je nach Stabilität und Steifheit der Montierung, Gewicht und Hebelwirkung der Optik ist es mehr oder weniger stark ausgeprägt. Man sollte sich unbedingt Zeit nehmen, um das richtige Fingerspitzengefühl für die Fokussierung zu entwickeln. Nach etwas Übung geht das in der Regel sehr gut, sofern die Montierung nicht unterdimensioniert ist.

Das Objekt wird detailreicher, aber auch dunkler, da mit der Vergrößerung die Austrittspupille und somit die ins Auge einfallende Lichtmenge kleiner wird. Sie werden auch spätestens jetzt erkennen, dass das Bild nach Abklingen der Schwingungen der Montierung nicht absolut ruhig steht, sondern Bewegungen zeigt, die dem Anblick des Bodens eines Schwimmbeckens ähneln. Die Ränder von Gegenständen werden auch unruhig erscheinen und Bewegungen zeigen, die wie sich fortschreitende Wellen aussehen. Das sind Effekte der Luftunruhe, das sog. Seeing. Die Stärke des Seeing variiert mit der Zeit. Bei terrestrischen Beobachtungen bei Tag ist es aufgrund aufsteigender Wärme vom Boden grundsätzlich schlechter als bei astronomischen Beobachtungen. Sie werden merken, dass eine stärkere Vergrößerung als 100-fach bei Erdbeobachtungen so gut wie nie sinnvoll einsetzbar ist. Darüber hinaus erkennt man keine weiteren Details, es wird dann nur das Seeing vergrößert, das die Feinstrukturen verschmiert.


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