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Bedienungshinweise für Teleskope

1. Einleitung
2. Reinigung
3. Vorbeugung von Verunreinigungen
4. Pollen
5. Tau und Feuchtigkeitsbeschlag
6. Temperaturanpassung

Dieser Artikel gibt allgemeingültige Hinweise zum Umgang mit einem astronomischen Teleskop. Der erfahrenere Beobachter mag weite Teile dieses Artikels belächeln. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass viele dieser Punkte speziell von Anfängern häufig missachtet werden.

Reinigung der Optik

Beginnen wir gleich mit dem wohl häufigsten und langfristig betrachtet wahrscheinlich schwerwiegendsten Fehler. Eine fehlerhafte und/oder zu häufige Reinigung kann eine Optik wirklich kaputt machen.

Die meisten Anfänger sind der Ansicht, dass Staub auf der Optik der Abbildungsqualität schadet und schnellstmöglich entfernt werden muss. Dem ist jedoch nicht so. Es ist ein Irrglaube, dass Staubkörner auf der Optik beim Blick durch das Teleskop wie Felsbrocken erscheinen: Sie werden völlig in Unschärfe aufgelöst und treten überhaupt nicht in Erscheinung. Eine Schärfe- und Kontrastminderung durch Staub ist letztendlich nur ein rein rechnerischer Effekt. Jede Fangspiegelobstruktion hat eine wesentlich größere Abschattung des Strahlengangs zur Folge, und selbst diese beeinträchtigt das Bild nur unwesentlich.

Eine sofortige Reinigung von Staub würde mehr Schaden anrichten, als sie nützt. Jede Reinigung verursacht auch bei noch so sorgfältiger und gewissenhafter Durchführung mikroskopisch kleine Kratzer auf der optischen Fläche. Bei ein paar Reinigungen fällt das natürlich nicht auf, aber über Jahre hinweg summieren sich solche kleinen Kratzer bei häufiger, übermäßiger Reinigung derart auf, dass der Kontrast der Abbildung gemindert und das Bild merklich schlechter wird.

Eine Reinigung von Staub sollte erst durchgeführt werden, wenn sich auf der Oberfläche ein dünner Staubfilm gebildet hat, der die Abbildungsleistung dann auch sichtbar beeinträchtigt. In diesem Fall ist die Reinigung sinnvoll, sie ist dann auch nur höchstens einmal im Jahr, in der Regel erst aber nur alle Paar Jahre, fällig.

Anders sieht es bei Verunreinigung durch Fett, zum Beispiel durch versehentlich verursachte Fingerabdrücke, aus. Fett greift die Vergütung von optischen Oberflächen an. Deshalb ist es wichtig, dass Verunreinigungen durch Fett möglichst bald, nachdem sie entdeckt werden, auch entfernt werden.

Die im Einzelfall anzuwendenden Reinigungsmittel hängen von der Zusammensetzung der optischen Oberfläche ab und sind der jeweiligen Bedienungsanleitung zu entnehmen. Aus diesem Grund werden an dieser Stelle hierfür keine Ratschläge gegeben. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass jede Reinigung auf eigene Gefahr geschieht, und dass bei Schäden, die auf eine unsachgemäße Reinigung geschehen, die Garantieansprüche erlischen.

Es gibt jedoch auch allgemein gültige Regeln zur Reinigung, die in jedem Fall zu beachten sind:

Niemals mit faserigen Tüchern, zum Beispiel Taschentüchern, eine Optik reinigen. Diese hinterlassen ähnlich wie Staub mikroskopische Kratzer auf der Oberfläche, die bei einer solchen "Reinigung" in so großer Zahl entstehen, dass die Bildqualität nach ein paar Reinigungen beeinträchtigt wird.

Staubkörner entfernt man am besten mit Druckluft, die rein und gefiltert ist. Ansonsten werden Staubpartikel mit Hochdruck auf die Oberfläche gesprüht, die dann wieder feine Kratzer verursachen. Der Blasebalg, der Raumluft ansaugt und vorn wieder ausbläst, ist also tabu. Bei Druckluft aus der Dose ist darauf zu achten, dass nicht zu lange und vor allen Dingen nicht konzentriert auf eine Stelle geblasen wird. Sonst könnte flüssiges Treibmittel auf der Oberfläche der Optik kondensieren und die Vergütung angreifen. Das Aufsprühen der Luft sollte aus dem gleichen Grund auch aus einiger Entfernung und nicht direkt über der Optik erfolgen.

Ein Tuch oder anderes Reinigungsgerät sollte keinesfalls mit Druck auf die Fläche angewendet werden. Hierbei steigt die Gefahr, dass Kratzer entstehen, immens an.

Vorbeugung von Verunreinigungen

In einem gewissen Rahmen lassen sich Verunreinigungen des Teleskops, speziell der optischen Flächen, vorbeugen.

An erster Stelle sei genannt, die Staubdeckel aller sensiblen Komponenten nur so wenig wie möglich zu entfernen. Sie sollten also nur zur Beobachtung, zum Auskühlen (siehe unten) und nach der Beobachtung auch nur so lange, bis ein eventueller Feuchtigkeitsbeschlag abgeklungen ist, entfernt werden. Ansonsten sind optische Flächen generell mit den Kappen abzudecken.

Das Teleskop und das Zubehör sollten staubdicht und vor allem trocken gelagert werden. Bei feuchter Lagerung (hohe Luftfeuchtigkeit genügt bereits) besteht langfristig die Gefahr von Pilz- und Schimmelbefall. Diese Pflanzen fressen sich mit ihren mikroskopisch kleinen Wurzeln in die Optik hinein, was eine irreparable Beschädigung der Optik zur Folge hat. Bei längerer Lagerung sollte das Teleskop in eine größere Plastiktüte eingepackt werden.

Ein Teleskop-Tubus sollte wenn möglich stets waagerecht gelagert werden. Es dringt in geringem Maße, zum Beispiel beim Okularwechsel, stets ein wenig Staub in den Tubus ein, der sich bei senkrechter Lagerung auf den optischen Elementen absetzen würde. Dieser Effekt summiert sich über Jahre hinweg auf, so dass optische Flächen dadurch einstauben können.

Während der Beobachtungs- und Auskühlphase ist es unvermeidlich, dass Staub auf die optischen Elemente gelangt. Man kann diesem nur insofern vorbeugen, indem man es dem Staub in der Luft erschwert, den Spiegel bzw. die Linse zu erreichen. Dies ist ein zumindest bei Einsteigern wenig bekannter Nutzen der Taukappe, die bei Refraktoren standardmäßig montiert ist.

Einige andere Teleskoptypen, zum Beispiel Maksutovs oder Schmidt-Cassegrains, haben solche Taukappen als Zubehör, das man jedoch in aller Regel nachbestellen muss. Unabhängig von der Steigerung der Bildqualität und dem (zumindest teilweisen) Schutz vor Feuchtigkeitsbeschlag (daher der Name), vermindert sie in Grenzen den Staubbefall der Optik. Bei Newton-Teleskopen ist diese Taukappe zumindest als Staubschutz nicht erforderlich, da der Spiegel am hinteren Ende des Tubus sitzt. Hier bewirkt der lange Tubus einen gewissen Schutz vor Staub. Bereits ein nur knapp 50 Zentimeter langer Newton-Tubus vermindert meiner Erfahrung nach den Staubbefall des Spiegels beträchtlich.

Pollen

Ein ernsthaftes "Schmutzproblem" sind Pflanzenpollen. Pollen treten bevorzugt im Frühling auf. Sie setzen sich wie ein klebriger, schmieriger Film auf der optischen Oberfläche ab. Von den Auswirkungen her gilt prinzipiell das gleiche wie bei der Verunreinigung durch Fett. Verunreinigungen durch Pollen lassen sich nur sehr schwer wieder entfernen. Während der Zeit des starken Pollenflugs, der regional je nach Pflanzenbestand variieren kann, sollte man deshalb am besten ganz auf astronomische Beobachtungen mit dem Teleskop verzichten.

Tau und Feuchtigkeitsbeschlag

Bei hoher Luftfeuchtigkeit kann die optische Fläche sehr schnell mit Feuchtigkeit beschlagen. Dies gilt insbesondere für Systeme, die eine Glasfläche am vorderen Ende des Tubus haben, also alle Systeme mit geschlossenen Tuben. Hier kann eine ausreichend lange Taukappe Abhilfe, aber keine vollständige Lösung des Problems schaffen. Sie darf jedoch andererseits auch nicht zu lang sein, da sonst an den Bildrändern Vignettierung (Abschattung) auftritt.

Zum Feuchtigkeitsbeschlag kommt es auch, wenn das Teleskop von kalter in eine warme Umgebung gebracht wird. Bevor das Teleskop eingepackt und gelagert wird, muss dieser Taubeschlag komplett abgeklungen sein, da er einen Nährboden für Schimmel und Pilze bietet. Beim Transport vom Balkon oder Garten in die Wohnung sind deshalb in der Wohnung alle Staubdeckel schnellstmöglich zu entfernen. Das Teleskop wird dann so lange offen liegen gelassen, bis der Beschlag komplett verdunstet ist. Bei größeren Optiken kann das je nach Stärke des Beschlags eine halbe Stunde und länger dauern. Mit einem Haartrockner lässt sich der Prozess beschleunigen.

Auch elektronische Komponenten sollten komplett getrocknet sein, bevor sie eingepackt werden. Ansonsten kann die Elektronik beschädigt werden. Um sicher zu gehen, sollten sie ein paar Stunden offen im Raum liegen bleiben.

Bei Beobachtungen im Feld ist diese Entfernung des Beschlags leider nicht immer möglich. In diesem Fall ist das Fernrohr nach der Ankunft in der Wohnung umgehend seiner Verpackung zu entnehmen und danach wie beschrieben vorzugehen. Das Fernrohr darf nach der Beobachtung keinesfalls in eine Plastiktüte o.Ä. eingepackt werden, da man sonst auf dem Heimweg im wärmeren Auto ein Dampfbad für die gesamte Optik und Mechanik/Elektronik riskiert.

Temperaturanpassung der Optik

Vor dem Beginn einer Beobachtung sollte man einem Teleskop genug Zeit lassen, um sich an die Aussentemperatur anzupassen. Erst dann kann das Gerät seine volle Leistung entfalten. Während der Auskühlphase sind detaillierte Beobachtungen wegen des starken Tubus-Seeings und der oft erforderlichen Nachfokussierung nicht sinnvoll. Nach der Temperaturanpassung klingt dieses Tubus-Seeing ab.

Die Formveränderung des optischen Elements während der Auskühlphase führt zu einer geringfügigen Veränderung der Brennweite und damit der Fokuslage. Während der Auskühlphase muss also regelmässig nachfokussiert werden.

Die für die Temperaturanpassung der Optik benötigte Zeit hängt von ihrem Durchmesser, dem optischen Design, dem Material und nicht zuletzt vom Temperaturunterschied ab: Bei gleichem Durchmesser kühlt ein offener Tubus, zum Beispiel ein Newton-Reflektor, schneller aus als ein geschlossenes optisches System.

Der Temperaturunterschied hat den stärksten Einfluss auf die Auskühlzeit bei einem gegebenen Teleskop. Im Sommer, wenn zum Beispiel die Zimmer- und Nachttemperatur nahezu identisch sind, benötigen auch größere Geräte mit ca. 20 Zentimeter Öffnung selten mehr als eine halbe Stunde, bis das Tubus-Seeing zur Ruhe gekommen ist.

Im Winter sind die Temperaturunterschiede hingegen so extrem, dass die Auskühlzeiten bei großen Teleskopen, insbesondere bei Optiken mit geschlossenen Tuben, bis zu drei Stunden betragen können. Bei Optiken im Bereich von etwa zehn Zentimetern Öffnung dauert die Auskühlzeit meiner Erfahrung nach selten länger als maximal eine halbe Stunde, auch bei tiefen Aussentemperaturen.


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